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Politik: Gezieltes Manöver

Experten warnen vor Terrororganisation Hisbollah

Von Frank Jansen

Berlin - Die Atomwaffen-Drohung des französischen Präsidenten hat deutsche Sicherheitsexperten überrascht. Dass Chirac unbedacht eine wilde Parole ausgegeben haben könnte, glauben die Fachleute eher nicht. Sie halten eine gezielte Drohung gegen Iran für „plausibel“. Chiracs Warnung an die „Führer von Staaten, die terroristische Mittel gegen uns einsetzen würden“, wird vor allem auf die enge Verbindung zwischen Iran und der libanesischen, schiitisch-fundamentalistischen Terrorvereinigung Hisbollah („Partei Gottes“) gemünzt. Die 1982 im libanesischen Bürgerkrieg gegründete Hisbollah wird für schwere Anschläge verantwortlich gemacht. Sie ist weltweit präsent und gilt bei Sicherheitsexperten als potenziell so gefährlich wie Al Qaida.

1983 verübten mutmaßliche Selbstmordattentäter der Hisbollah in Beirut Anschläge mit sprengstoffgefüllten Lastwagen, Ziele waren die Hauptquartiere der als Friedenstruppe ins Land gekommenen amerikanischen und französischen Soldaten – insgesamt knapp 300 Tote – sowie die US-Botschaft (63 Tote). In der argentinischen Hauptstadt Buenos Aires starben 1992 und 1994 bei Anschlägen auf die israelische Botschaft und ein jüdisches Zentrum über 100 Menschen. Als Chefplaner der Terrorangriffe gilt der untergetauchte Sicherheitschef der Hisbollah, Imad Fajes Mugniah.

Die Hisbollah wurde mit Hilfe Irans aufgebaut, Unterstützung erhält sie auch von Syrien. Hauptfeind der Hisbollah ist Israel, gegen das sie von Südlibanon aus einen Kleinkrieg führt. Ende der 90er Jahre verzichtete die Hisbollah auf militante Aktionen außerhalb der Region Libanon-Israel. In Deutschland werden 850 Anhänger gezählt.

Chiracs Drohung bedeutet möglicherweise eine politische Wende. Noch 2005 hatte Frankreich verhindert, dass die EU die Hisbollah auf die Liste der Terrororganisationen setzt.

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