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Politik: Giftpfeile zwischen Berlin und München

FDP und CSU streiten über den verpassten Sieg

Von Robert Birnbaum

Der knappe Wahlausgang in Schleswig-Holstein löst sonderbar emotionale Reaktionen aus im Lager derer, die sich als Gewinner, aber um die Früchte des Siegs betrogen sehen. Den Anfang hatte am Montag CSU-Chef Edmund Stoiber mit einer vollen Salve auf die FDP gemacht: Die sei mit ihrem „Wackeln“ Schuld daran, dass es für ein bürgerliches Bündnis knapp nicht gereicht hatte. Das galt dem Last-Minute-Flirt des FDP-Spitzenmanns Wolfgang Kubicki mit der SPD in Kiel, ein taktischer Zug, der auch bei der Bundes-FDP für reichlich Stirnrunzeln gesorgt hatte. Stoiber allerdings – zweite Salve – scherte sich wenig um solche Feinheiten, sondern schor die Liberalen alle über einen Kamm: Ihm sei es als Kanzlerkandidat 2002 ja schon mal genauso gegangen, als ebenfalls die FDP unter den Erwartungen geblieben war.

Das wollte Guido Westerwelle nicht auf sich sitzen lassen. „Wenn Herr Kollege Stoiber sich mehr an Rot-Grün statt an Angela Merkel und der FDP abarbeiten würde, wären wir dem Regierungswechsel längst ein Stück näher“, giftete der FDP-Chef am Dienstag via vorab verbreiteter „Bild“-Meldung. Der Bayern-Chef selbst habe doch mit seinem „monatelangen Sperrfeuer auf CDU und FDP“ überhaupt erst dafür gesorgt, dass der „riesige Vorsprung der letzten Monate abgeschmolzen“ sei.

Das galt Stoibers Widerstand gegen Merkels Gesundheitsprämien-Idee, über die sich die Schwesterparteien 2004 bis aufs Messer gestritten hatten – mit desolaten Folgen in den Umfragen. Aber es ging Westerwelle nicht nur um Duzfreundin Merkel. Tief getroffen und nun mit Verzögerung zur Explosion gebracht hat den FDP-Vorsitzenden etwas ganz anderes: Der von Stoiber – natürlich ganz und gar vergeblich – dementierte Spruch von den „Leichtmatrosen“ Merkel und Westerwelle im Vergleich zum Duo Schröder/Fischer. Westerwelle selbst spielt darauf an mit einer anderen Metapher aus der Welt der christlichen Seefahrt: „Wer als Stichwortgeber von Rot-Grün nicht teamfähig ist, wird zum Ballast an Bord.“ Woraus logisch folgern müsste, dass man den abwerfen muss. Das hat der Ober-Liberale nicht gefordert. Vermutlich, weil danach das Schiff zu leicht würde.

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