zum Hauptinhalt
US-Präsident Donald Trump allein bei der Pressekonferenz nach dem Gipfel.

© Jorge Silva/REUTERS

Update

Gipfel gescheitert: Trump und Kim können sich bei Sanktionen nicht einigen

Der Gipfel zwischen den USA und Nordkorea ist vorzeitig gescheitert. Donald Trump kann nur verkünden, dass Kim keine neuen Atomwaffentests plant.

Der Gipfel zwischen US-Präsident Donald Trump und Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un in Hanoi hat keinen Durchbruch gebracht. Nach Angaben des Weißen Hauses vom Donnerstag ging das Treffen ohne Einigung vorzeitig zu Ende. Beide Staatschefs verließen das Gipfel-Hotel und fuhren mit ihren Fahrzeugen davon. Ein für den Mittag geplantes gemeinsames Arbeitsessen fand nicht statt.

Als Grund für das Scheitern nannte Trump Nordkoreas Forderung nach einer Abschaffung der Sanktionen. "Das konnten wir nicht machen. Alle Sanktionen sind noch in Kraft", sagte der US-Präsident bei einer Pressekonferenz in Hanoi unmittelbar nach dem Treffen. Kim habe aber zugesagt, dass sein Land die Atomwaffentests nicht wieder aufnehmen werde. Kim habe versichert, keine Raketen oder "irgendetwas, was mit Atom zu tun hat", zu testen.

Auch Differenzen über den Abbau der Atomanlagen in Nordkorea haben zum vorzeitigen Ende des Gipfels beigetragen. Die US-Seite habe Kim aufgefordert, außer der Anlage zur Anreicherung von Uran für Atomwaffen in dem Nuklearkomplex Yongbyon noch eine weitere Stätte an anderer Stelle zu schließen, berichtete Trump in Hanoi. „Ich denke, er war überrascht, dass wir darüber Bescheid wussten.“

Kim hat nach Trumps Angaben seine bereits zuvor geäußerte Absicht bekräftigt, den Atomkomplex in Yongbyon zu schließen. Trump versicherte, dass er durchaus für eine Aufhebung der Sanktionen sei. Im Gegenzug müsste Nordkorea aber „mehr tun“. Zu dem vagen Begriff der „Denuklearisierung“, mit dem die atomare Abrüstung umschrieben wird, sagte Trump: „Viele Leute wissen nicht, was es bedeutet, aber für mich ist es ziemlich klar. „Sie müssen ihre Atomwaffen abgeben.“

Zum Abbruch des Treffens sagte Trump: "Manchmal muss man einfach gehen, und dies war einer jener Momente." Trump versicherte, dass sein persönliches Verhältnis zum nordkoreanischen Machthaber weiterhin gut sei. "Wir mögen uns einfach", sagte Trump. Es gebe eine "Wärme" in ihrer Beziehung, "und ich hoffe, dass das so bleibt".

Kim würde ein US-Verbindungsbüro in Nordkorea begrüßen

Trumps Sprecherin Sarah Sanders kündigte in einer schriftlichen Erklärung an, die Verhandlungsteams würden sich aber "in der Zukunft" wieder treffen. Ein neuer Gipfel zwischen Trump und Kim wurde nach den Worten des US-Präsidenten zunächst nicht vereinbart.

Der Gipfel hatte am Mittwochabend mit einem kurzen Vieraugengespräch und einem gemeinsamen Abendessen begonnen. Die Gespräche der beiden Politiker hatten am Donnerstag hatten hinter verschlossenen Türen stattgefunden. Dabei sollte es insbesondere um konkrete Schritte für die von den USA geforderte "Denuklearisierung der koreanischen Halbinsel" gehen.

Kim hatte zuvor die Eröffnung eines US-Verbindungsbüros in seinem Land begrüßt und hat seine grundsätzliche Bereitschaft zu einer Denuklearisierung bekräftigt. Beim Treffen in der vietnamesischen Hauptstadt antwortete Kim auf eine entsprechende Journalistenfrage, ein Verbindungsbüro in Pjöngjang wäre "begrüßenswert". Trump sagte, eine solche Idee sei eine "großartige Sache". Ein Verbindungsbüro hat nicht den Rang einer Botschaft, würde aber einen Schritt hin zu einer Normalisierung der Beziehungen zwischen Washington und Pjöngjang bedeuten.

Trump drängte Nordkorea nicht mehr zu einer schnellen Abrüstung. „Ich bin in keiner Eile“, sagte er. Er fügte hinzu: „Geschwindigkeit ist nicht wichtig für mich. Für mich ist wichtig, dass wir das richtige Abkommen kriegen.“ Trump begrüßte zugleich, dass Nordkorea seit mehr als einem Jahr keine Atomwaffen und Raketen mehr getestet habe.

Mit der Aussage, „keine Eile“ mehr bei der nuklearen Abrüstung zu haben, rückt der US-Präsident weiter von seiner zumindest anfangs im Umgang mit Nordkorea wiederholt geforderten schnellen Beseitigung der Atomwaffen und Raketen ab. Die Führung in Pjöngjang sieht ihr Atomarsenal als eine Art Lebensversicherung gegen mögliche Angriffe oder Umsturzversuche.

Bislang kein Zeitplan für atomare Abrüstung

Bei ihrem ersten Gipfeltreffen im Juni vergangenen Jahres in Singapur hatten sich Trump und Kim auf eine "Denuklearisierung der koreanischen Halbinsel" verständigt. Konkrete Schritte wurden jedoch nicht vereinbart. Auch ein Zeitrahmen blieb offen. Der Druck auf Trump ist jetzt gewachsen, von Kim konkrete Zusagen zu erhalten.

Überschattet wurde der Auftritt Trumps in Hanoi von der Aussage seine früheren Anwalts Michael Cohen, der in Washington vor dem Kongress schwere Vorwürfe gegen ihn erhob. (Tsp, AFP, dpa)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false