zum Hauptinhalt
Eine hochschwangere Frau fasst sich mit beiden Händen an ihren Bauch. (Symbolbild)

© Felix Heyder/dpa

Gleichstellungskommission erhebt Vorwürfe: HIV-positive Frauen in Südafrika bei Kaiserschnitten zwangssterilisiert

Einem Bericht zufolge sind 48 Frauen ohne ihr Wissen sterilisiert worden, teils mit ernsten Konsequenzen. Alle seien schwarz und die meisten HIV-positiv.

In Südafrika sind dutzende schwangere Frauen, die positiv auf das HI-Virus getestet wurden, unmittelbar nach der Entbindung zwangssterilisiert worden. Das ergab eine Untersuchung der südafrikanischen Gleichstellungskommission (CGE), deren Ergebnisse am Montag vorgelegt wurden. Demnach wurde die Zwangssterilisierung teils ohne Wissen der Patientinnen vorgenommen. Die Kommission rief die Regierung in Pretoria zu stärkeren Kontrollen von Sterilisierungen auf.

Die Untersuchungsergebnisse basieren auf eidesstattlichen Versicherungen, welche die CGE bei den 48 betroffenen Frauen eingeholt hatte. Die Zwangssterilisierungen ereigneten sich demnach zwischen 2002 und 2015.

Alle Frauen seien schwarz und „in den meisten Fällen HIV-positiv“, teilte CGE-Chefin Keketso Maema mit. Kurz vor der Entbindung seien die Frauen „genötigt oder gezwungen“ worden, Formulare zu unterschreiben. Erst später erfuhren die Patientinnen, dass sie mit ihrer Unterschrift in eine Sterilisierung einwilligten.

In dem Bericht heißt es, Ärzte und Pflegekräfte hätten den Frauen gedroht, sie nicht zu behandeln, sollten sie die Formulare nicht unterschreiben. Einige Frauen gaben an, die Dokumente seien ihnen vorgelegt worden, als sie unter den „extremen Schmerzen“ der Geburt gelitten hätten, sodass es ihnen unmöglich gewesen sei, den Inhalt der Formulare zu erfassen.

Ernste Folgen für viele Betroffene

Bei allen Opfern der Zwangssterilisierung war laut dem Bericht ein Kaiserschnitt vorgenommen worden. Als Teil des Eingriffs wurden dann bei den Frauen die Eileiter durchtrennt.

Für viele der Frauen hatte die Zwangssterilisierung dramatische psychische Folgen. Viele litten in der Folge an Depressionen, einige wurden wegen ihrer vermeintlichen Unfruchtbarkeit von ihren Partnern verlassen.

Die Frauen seien in ihren Rechten verletzt und „menschenunwürdig“ behandelt worden, erklärte die Gleichstellungskommission. Dem medizinischen Personal warf sie vor, gegen seine Fürsorgepflicht verstoßen zu haben. Die Kommission rief das Gesundheitsministerium dazu auf, künftig die schriftlichen Einwilligungen zu Sterilisierungen zu überprüfen. Sie empfahl zudem die Einführung einer Widerrufsfrist zwischen der Unterzeichnung und der Operation. Das Gesundheitsministerium reagierte zunächst nicht auf Anfragen zu dem Bericht.

Rund 13,5 Prozent der knapp 53 Millionen Einwohner Südafrikas leben mit dem HI-Virus. Noch Ende der Neunziger hatte der damalige Präsident Thabo Mbeki behauptet, das AIDS nicht vom HI-Virus hervorgerufen werde. (AFP, Tsp)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false