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Die Kandidaten für den Negativ-Preis „Goldener Windbeutel 2019“

© foodwatch.de

„Goldener Windbeutel 2019“: Foodwatch nominiert Produkte mit dubiosen Versprechen

Zu viel Zucker, fragwürdige Produkte für Kinder oder „smarte“ Getränke zu saftigen Preisen. Foodwatch kritisiert auch 2019 wieder Lebensmittel-Schwindel.

Die Verbraucherorganisation Foodwatch hat zum neunten Mal den Negativ-Preis „Goldener Windbeutel“ ausgelobt. Foodwatch will mit dem Preis aufmerksam machen auf Mogelpackungen, falsche Werbeversprechen, aber auch fragwürdige Rezepturen von Lebensmitteln.
In den Jahren zuvor waren Produkte von Schwartau, Alete aber auch Bio-Marken negativ aufgefallen: „Egal ob im Bio-Supermarkt oder im Discounter: Überall werden Verbraucherinnen und Verbraucher mit fiesen Werbelügen in die Irre geführt“, erklärte Manuel Wiemann von Foodwatch auf der Webseite der Organisation. „Fitness-Schwindel, Pseudo-Wissenschaft, versteckte Preiserhöhungen – bei all diesen Täuschungstricks den Durchblick zu behalten, ist für Verbraucherinnen und Verbraucher nahezu unmöglich. Das muss sich dringend ändern. Die Kennzeichnungsregeln gehören endlich auf den Prüfstand!“
Der „Goldene Windbeutel“ 2018 ging an Coca Cola. Sie verkauften ein Mineralwasser namens „Smartwater“, das über eine spezielle Destillation einen besseren Geschmack erhalten sollte. Foodwatch benannte dies als Werbelüge. Häufig kritisiert die NGO zudem Produkte, die speziell für Kinder hergestellt werden. Diese enthalten meist zu viel Zucker.

Die Kandidaten für den „Goldenen Windbeutel 2019“

  • Hipp Direktsaft Karotte Bio: Foodwatch kritisiert, dass der Hersteller Hipp den Saft zum gleichen Preis, aber in einer kleineren Flasche anbietet. Statt 500 Milliliter bekommen Verbraucher nur noch 330 Milliliter Saft. Der Preis hat sich damit pro Liter um 95 Prozent erhöht. Die Verbraucherzentrale Hamburg hatte den Saft bereits zur Mogelpackung September 2019 gekürt.
  • Rewe Beste Wahl Wasabi Erdnüsse: Wo Wasabi draufsteht, sollte auch Wasabi drin sein. Bei den Erdnüssen von Rewe Beste Wahl ist dies laut Foodwatch nicht der Fall. Nur 0,003 Prozent des japanischen Scharfmachers enthält eine Tüte. Den feurigen Geschmack erzeugen Aroma und Farbstoffe. Foodwatch verweist darauf, dass es laut EU-Lebensmittelrecht unzulässig ist, eine Zutat zu bewerben, die durch eine andere Zutat ersetzt wurde. Doch die Erfahrung zeige, so Foodwatch, dass solche fast schon homöopathisch geringen Zutatenangaben gerne mal im Kleingedruckten verschwänden. Verbraucher können sich so getäuscht fühlen.
  • Schwartau Corny „Protein Lower Carb“: Leuchtendes Blau und dazu die Taille einer Frauensilhouette. Der Produktname tut sein Übriges – „Protein Low Carb“ von Corny preist sich nicht als süßen Müsliriegel, sondern als gesunde Zwischenmahlzeit an. Wer darauf zurückgreift, muss in Zukunft aber noch eine Extra-Runde beim Training drauflegen, denn ein Riegel besteht zu einem Viertel aus Zucker. Der Riegel wird geschickt mit der Bezeichnung „Lower Carb“ beworben, obwohl er aus 40 Prozent Kohlenhydraten besteht. Dies klingt aber zum Verwechseln ähnlich wie das kohlenhydratarme „Low Carb“. Schon das Oberlandesgericht Hamburg sah in seiner Einschätzung hier ein Problem mit der Transparenz gegenüber den Verbrauchern. Die europäische Health-Claims-Verordnung sollte zudem eigentlich unterbinden, dass Lebensmittel mit Gesundheitswerbung vermischt werden. Doch aufgrund fehlender Richtwerte können Lebensmittelhersteller weiterhin mit angeblich gesundheitsfördernder Wirkung werben.
  • Joghurtdrink Yakult Original: Unser Darm und Verdauungsystem sind wichtige Säulen für unser Immunsystem – das weiß auch die Lebensmittelindustrie. Zahlreiche Joghurtdrinks versprechen mit natürlichen oder zugesetzten Probiotika ein aufgeräumtes Mikrobiom. Yakult verkauft diese Idee für 8,40 Euro pro Liter. In der Mini-Flasche mit 65 Milliliter Inhalt stecken allerdings auch neun Gramm Zucker. Gesundheitsfördernde Effekte der Joghurtdrinks wie Yakult auf die Gesundheit sind bis heute nicht belegt. Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) hat außerdem alle bisher geprüften Werbeaussagen zu Probiotika negativ bewertet.
  • Zwergenwiese Kinder-Tomatensauce Bio: Wieder schafft es ein Produkt speziell für Kinder in die Negativ-Liste von Foodwatch. Denn die Nudelsoße spricht mit seinen bunten Figuren besonders junge Pastaliebhaber an. Auch bei Eltern wird der Eindruck erweckt, die Soße habe eine kindgerechte Rezeptur. Tatsächlich sind in dem Glas elf Gramm Zucker enthalten. Eine andere Soße des Herstellers in gleicher Menge, die aber nicht speziell für Kinder vermarktet wird, kommt auf einen Zuckergehalt von nur 4,6 Gramm. Beim Zucker in der Kindervariante handelt es sich nicht um weißen Haushaltszucker, sondern Apfeldicksaft. Der verschwindet jedoch auf dem Etikett sprachlich hinter einer „natürlichen Süße“. Der Effekt ist aber derselbe: Der zugesetzte Zucker macht dick und ist schlecht für die Zähne.

Auf der Webseite von foodwatch.de können Sie noch bis zum 1. Dezember für Ihren „Goldenen Windbeutel 2019“ abstimmen.

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