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© dpa

Golf von Aden: USA rüsten gegen Piraten vor Somalia auf

In einer gewaltsamen Militäraktion haben Spezialkräfte der französischen Armee ein vor der somalischen Küste entführtes Segelboot aus den Händen von Piraten befreit. Dabei wurde eine Geisel getötet. Die US-Armee verstärkt unterdessen im Drama um den entführten US-Frachterkapitän ihre Präsenz.

Französische Soldaten haben am Karfreitag in einer dramatischen Aktion fünf Landsleute aus der Hand somalischer Piraten befreit. Bei dem Einsatz kamen der Kapitän der Jacht und zwei Seeräuber ums Leben. Der 27 Jahre alte Kapitän geriet in das Kreuzfeuer der Piraten und Spezialeinsatzkräfte, sagte Verteidigungsminister Hervé Morin. Die drei anderen Piraten seien von französischen Truppen überwältigt worden, teilte der Präsidentenpalast in Paris mit. Die Seeräuber hatten am 4. April im Golf von Aden die Segeljacht "Tanit" in ihre Gewalt gebracht.

An Bord der Jacht befanden sich zwei befreundete französische Paare und ein dreijähriges Kind. Einer der Erwachsenen fand den Tod; das Kind ist den Angaben zufolge wohlauf. Die Eltern des Kindes hatten Warnungen französischer Truppen vor den Piraten in den Wind geschlagen. Sie waren auf dem Weg nach Sansibar.

Ein Schiff der französischen Marine habe am Gründonnerstag die "Tanit" blockiert und Kontakt mit den Piraten aufgenommen, hieß es. Die Piraten hätten bei den Verhandlungen aber alle Vorschläge abgelehnt. Daher sei eine Befreiungsaktion beschlossen worden. 2008 hatten französische Truppen bereits die Besatzungen des Luxusseglers "Ponant" und der "Carré d'As" aus Piratenhand befreit. Mehrere Seeräuber sind in Paris in Haft und warten auf ihren Prozess.

Piraten geben norwegischen Tanker frei

Unterdessen gaben somalische Piraten am Freitag den gekaperten norwegischen Chemie-Tanker "Bow Asir" frei. Alle Besatzungsmitglieder blieben unversehrt, teilte die zuständige Reederei Salhus Shipping in Haugesund mit. Das Schiff wurde am 26. März 900 Kilometer vor der Küste von Kenia von 16 bis 18 mit Maschinenpistolen bewaffneten Piraten gekapert. Nach Aussagen aus ihren Kreisen zahlte die norwegische Reederei ein Lösegeld von 2,4 Millionen Dollar (1,8 Mio Euro). Neben dem norwegischen Kapitän bestand die Mannschaft aus polnischen und philippinischen Seeleuten.

Der von Piraten entführte US-Kapitän Richard Phillips versuchte am Freitag, den Seeräubern davonzuschwimmen. Er stürzte sich nach US-Angaben mit einem Hechtsprung ins Wasser. Den somalischen Piraten sei es aber gelungen, ihn wieder in das Rettungsboot zu hieven, berichtete der US-Sender CNN weiter. Der Kapitän sei unverletzt. Inzwischen erreichte als zweites amerikanisches Kriegsschiff die US-Fregatte "USS Halyburton" das Piratengebiet. Die Crew habe bereits Verhandlungen mit den Piraten aufgenommen, hieß es am Abend nach Angaben des Verteidigungsministeriums in Washington.

USA wollen weitere Kriegsschiffe in die Region entsenden

FBI-Experten bemühten sich weiter um eine Freilassung des 53-jährigen Kapitäns der "Maersk Alabama". Zugleich kündigte der US-Kommandeur für den Nahen und Mittleren Osten, General David Petraeus, die Entsendung weiterer Kriegsschiffe an. Die USA wollten "alle Möglichkeiten zur Verfügung zu haben, die in den nächsten Tagen nötig sein könnten", sagte Petraeus nach Angaben der "Washington Post" in Florida. Wie viele Schiffe noch unterwegs sind, wollte auch sein Sprecher nicht sagen. Das Rettungsboot treibt in unmittelbarer Nachbarschaft zu dem US-Zerstörer "USS Bainbridge".

Die Piraten hatten die "Maersk Alabama" am Mittwochmorgen 500 Kilometer vor der somalischen Küste zunächst gekapert, ihr eigenes Schiff war dabei gesunken. Die 20-köpfige US-Crew brachte das Schiff jedoch wieder in ihre Gewalt. Die vier Seeräuber flohen mit Kapitän Phillips auf das Rettungsboot. Angeblich wollen auch andere Piraten ihren Kollegen zu Hilfe eilen, sagte Andrew Mwangura vom Ostafrikanischen Seefahrerprogramm. Damit könnte sich die Lage weiter zuspitzen. Die Entführung des 155 Meter langen Containerschiffes war der sechste Piratenüberfall innerhalb einer Woche vor der somalischen Küste - ungeachtet aller Sicherheitsvorkehrungen und Patrouillen internationaler Marineeinheiten.

Einsatz der GSG 9 erwogen

Das Schicksal der fünf Deutschen, die sich zusammen mit 19 anderen Seeleuten auf dem von Piraten gekaperten Frachter "Hansa Stavanger" befinden ist unterdessen auch weiterhin ungewiss. Medienberichten zufolge hat die Bundesregierung eine Befreiung der "Hansa Stavanger" durch die Eliteeinheit GSG 9 erwogen. Dies scheiterte laut dem Nachrichtenmagazin "Spiegel" aber daran, dass die Seeräuber das Containerschiff der Hamburger Reederei "Leonhardt und Blumberg" zu schnell zu ihrem Stützpunkt in der Bucht von Harardere an der somalischen Küste brachten.

Laut dem Magazin "Focus" kam die Aktion wegen eines Zuständigkeitsstreits zwischen dem Bundesinnenministerium und dem Verteidigungsministerium nicht zustande. Das Auswärtige Amt, in dem ein Krisenstab an der Freilassung der Entführten arbeitet, wollte zu den Berichten keine Stellungnahme abgeben. Eine Sprecherin sagte am Freitag auf Anfrage lediglich: "Der Krisenstab bemüht sich weiter intensiv um eine Lösung des Falles."

Bei den deutschen Staatsbürgern handelt es sich offenbar um den Kapitän und vier leitende Schiffsoffiziere. Der Frachter war am vergangenen Samstag von den Seeräubern geentert und - beobachtet von mehreren Kriegsschiffen - Richtung Somalia gefahren.

Zur Zeit befinden sich mindestens 14 Schiffe mit knapp 250 Menschen an Bord vor der somalischen Küste in der Gewalt von Piraten. Die somalische Küste ist wegen zahlreicher Piratenüberfälle berüchtigt. Der von Bürgerkrieg und Chaos gezeichnete Krisenstaat am Horn von Afrika hat weder einer eigene Küstenwache noch eine stabile Regierung. (smz/dpa/AFP)

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