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Gordon Brown: Gemobbt und doch gehalten

Der britische Premier Gordon Brown bleibt im Amt – vorerst. Er musste versprechen, Parlamentarier in Zukunft besser zu informieren, ihnen mehr Einfluss zu geben und transparenter zu regieren.

Mit einer Mischung aus Mobbing und Zerknirschung hat Premier Gordon Brown nach der Palastrevolte im Kabinett auch die Bauernrevolte in seiner Fraktion niedergeschlagen. Nach einer turbulenten Woche trat am Dienstag Browns neues Kabinett zum ersten Mal zusammen.„Ich weiß, dass ich an mir arbeiten muss“, sagte Brown in einer Labour-Sitzung am Montagabend, bei der er mit Pultdeckelklappern begrüßt wurde – eine von den Parteistrategen orchestrierte Solidaritätskundgebung. Labour-Veteranen wie Lord (Neil) Kinnock forderten die Partei auf, das „Blutbad“ zu beenden.

Brown musste versprechen, Parlamentarier in Zukunft besser zu informieren, ihnen mehr Einfluss zu geben und transparenter zu regieren. Kampagnen gegen Kollegen müssten aufhören, verlangte die Partei. Die zurückgetretene Europaministerin Caroline Flint hatte Brown vorgeworfen, mit einer Truppe von Getreuen über die Köpfe des Kabinetts hinweg zu regieren. Am Montag trat Landwirtschafts-Staatssekretärin Jane Kennedy zurück und kritisierte Browns „systematisches Mobbing“.

Brown habe die Revolte mit „Terror“ niedergeschlagen, behaupteten Kritiker. Wenn das gelinge, „verdienen wir unser Schicksal“, sagte der Hinterbänkler Frank Field mit Blick auf Labours miserable Wahlaussichten. Der Labour-Politiker Tom Harris wiederholte, dass Labour mit Brown nicht gewinnen könne und dieser noch vor der nächsten Unterhauswahl ausgewechselt werden müsse. Eine Umfrage im „Independent“ bestätigt, dass Labour mit Innenminister Alan Johnson deutlich bessere Wahlaussichten hätte. Außenminister David Miliband, selbst Anwärter auf die Brown-Nachfolge, nannte Johnson „den aussichtsreichsten Kandidaten für die Labour-Führung“. Im Augenblick gebe es aber keine Vakanz. Indirekt bestätigte er damit Spekulationen über einen Rücktritt Browns im Herbst.

Brown wurde vor allem durch die Befürchtung gerettet, dass ein Führungswechsel Neuwahlen nach sich ziehen würde. Bei der Europawahl blieb die Regierungspartei mit nur 15,3 Prozent noch hinter der antieuropäischen Ukip. Die Europawahl bestätigte neben Labours Unpopularität auch den tief sitzenden und wachsenden Europaskeptizismus der Briten. Fast 60 Prozent gaben ihre Stimme europakritischen Parteien.

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