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© dpa

Gordon Brown zur Finanzkrise: "Globale Standards und Überwachung"

Der britische Premierminister Gordon Brown konfrontiert seine Kritiker und sagt, wie er die globalen Finanzmärkte stabilisieren will.

Von Markus Hesselmann

Der Kontrast war vielleicht ein bisschen zu offensichtlich gewählt. Da geht es in den Umfragen mit Labour tiefer und tiefer, doch das Lied zum Einzug des Premierministers und Parteichefs ist „Higher and Higher“ von Jackie Wilson. Zu diesem Soundtrack versuchte Gordon Brown auf dem Parteitag in Manchester am Dienstag die Wende zu schaffen: Bei den Sympathiewerten im Lande und in der Partei. Brown lieferte eine kämpferische Parteitagsrede, in der er auf die Finanzkrise ebenso einging wie auf die Kritik an seiner Person.

Am Rednerpult angekündigt von seiner sonst öffentlich so zurückhaltenden Frau Sarah – einen solchen Auftritt hatte selbst Tony Blairs Frau Cherie nie –, begann Brown mit einem persönlichen Bekenntnis: „Ich bin nicht in die Politik gegangen, um Celebrity zu werden oder weil ich gedacht hätte, immer populär zu sein.“ Viele Leute hielten ihn für zu ernst, doch Ernst sei in diesen Zeiten wichtig.

"Die Welt steht kopf nach dieser Woche"

Er habe die wirtschaftliche Erfahrung und sei der richtige Mann, um das Land durch die Krise zu führen, sagte der langjährige Schatzkanzler. „Die Welt steht kopf nach dieser Woche“, sagte Brown mit Blick auf die Verwerfungen auf den Finanzmärkten – einem „globalen Problem“, das global gelöst werden müsse. Er wolle sich in Gesprächen mit internationalen Partnern – zunächst mit den Amerikanern – für mehr Transparenz, Verantwortlichkeit und Integrität auf den Finanzmärkten einsetzen. Während Großbritannien sich früher gegen Eingriffe gewandt hatte, forderte Brown nun „globale Standards und Überwachung“.

Demonstrativen Applaus bekam Brown für die Bemerkung, dass die Menschen Labour niemals vergeben würden, „wenn wir uns mit uns selbst beschäftigen“. Damit ging er auf Kritiker ein, die eine Debatte um Brown als Parteichef gefordert hatten. „Das ist nicht die Zeit für einen Novizen“, sagte Brown und meinte seinen konservativen Herausforderer David Cameron. Doch diese Bemerkung ließ sich leicht auch auf einen möglichen innerparteilichen Herausforderer anwenden. Entsprechend die Lacher im Publikum.

Außenminister David Miliband und der "Heseltine-Moment"

Einer der möglichen Herausforderer, Außenminister David Miliband, hatte Browns Führungsstärke in seiner eigenen Rede gelobt. Doch danach wollte ihn ein Reporter der BBC dabei belauscht haben, wie Miliband seine eigene Rede im Kreise seiner Mitarbeiter herunterspielte. Er habe nicht weiter gehen können, da es sonst einen „Heseltine-Moment“ gegeben hätte, habe Miliband gesagt. Das könnte als Anspielung auf die Herausforderung Margaret Thatchers als Premierministerin durch ihren früheren Minister Michael Heseltine verstanden werden. Heseltine scheiterte 1990 mit seinen Ambitionen auf den Premier-Job, doch seine Rebellion führte zu Thatchers Rücktritt.

Miliband ging auf den Vorfall nicht näher ein, sondern wies nur pauschal „alle solchen Anschuldigungen“ zurück. Der Außenminister warf der BBC vor, über Abgelauschtetes zu berichten. Die BBC betonte, dass Miliband sich seinen Mitarbeitern gegenüber im öffentlichen Raum des Konferenzzentrums von Manchester geäußert habe und dass man deshalb auch zu Recht über den Fall informiere.

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