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Politik: „Gott, du hast mich hierher gestellt“ Am 1. Weihnachtstag wird Kardinal Meisner 70 Jahre alt

Er eckt häufig und gerne an. „Wir sind nicht dazu da, der Gesellschaft nach dem Mund zu reden, sondern wir müssen Gott nach dem Mund reden“ – nach diesem Motto lebt Joachim Meisner, Kardinal von Köln.

Er eckt häufig und gerne an. „Wir sind nicht dazu da, der Gesellschaft nach dem Mund zu reden, sondern wir müssen Gott nach dem Mund reden“ – nach diesem Motto lebt Joachim Meisner, Kardinal von Köln. Am 25. Dezember, dem 1. Weihnachtstag, wird der konservative Ostdeutsche am Rhein 70 Jahre alt. Frauen als Priester, das Ende des Zölibats, Beratungsscheine für Schwangere, die abtreiben wollen, oder katholische Pfarrer, die ein evangelisches Abendmahl mitfeiern – all das ist für Meisner undenkbar. Innerkirchlich ist der papstergebene Purpurträger ein Hardliner. Mit einem ökumenischen Kirchentag kann er nichts anfangen. Altgediente Pfarrer müssen, wenn Meisner deren Predigten missfallen, im Kölner Bischofspalais antreten. Und bei der §218-Beratungsdiskussion fiel er in Rom der gesamten Bischofskonferenz in den Rücken. Geboren wurde der umstrittene Oberhirte 1933 im schlesischen Lissa. Sein Vater kam im Zweiten Weltkrieg ums Leben, seine Mutter floh mit den vier Söhnen nach Thüringen und zog sie alleine auf. Schon in diese Zeit reicht Meisners Glaube an Gottes Fügung, an Pflicht und Disziplin zurück.

Seine Mutter sei eine lebenslustige Frau gewesen, die plötzlich Tag und Nacht für die Kinder arbeiten musste, erzählt er. „Jeder Mensch wird geführt an Orte, wohin er nicht von sich aus gegangen wäre. Das ist nicht nur eine Last. Gott, du hast mich hierher gestellt, jetzt will ich nicht jammern, sondern krempele die Ärmel hoch.“ So machte Meisner zunächst eine Banklehre, bevor er ins Spätberufenen-Seminar eintrat. 1962 wurde er zum Priester geweiht. Bischof von Berlin wollte er 1980 nicht werden, auch der Wechsel nach Köln 1989 kam nicht freiwillig zu Stande. Ihm sei „schwarz vor den Augen geworden“, als ihn der Ruf des Papstes erreichte, von der Spree an den Rhein zu wechseln, bekennt er. Doch Johannes Paul II. blieb hart – und ernannte Meisner 1983 zum Kardinal. M.G.

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