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Gotteskrieger: Taliban warnen Nato vor Kampf um Kandahar

Bei Selbstmordanschlägen im afghanischen Kandahar sind am Wochenende Dutzende Menschen getötet worden. Die aufständischen Taliban bekennen sich zu dem Terror.

Die nächste Schlacht am Hindukusch wirft ihre Schatten voraus: Bei einer Serie von Selbstmordanschlägen wurden am Wochenende in der südafghanischen Metropole Kandahar mindestens 35 Menschen getötet. Das Blutbad sei eine Warnung an die Nato, drohten die Taliban auf ihrer Internetseite. Denn die Nato will als nächstes Kandahar, die Wiege der Gotteskrieger, ins Visier nehmen.

Anfang Februar hatten 15 000 afghanische und ausländische Soldaten zunächst in Marja, einer Taliban- und Opium- Hochburg in der Provinz Helmand, eine Großoffensive gestartet. Washington zeigte sich zufrieden mit dem Feldzug. Doch das war nur Vorgeplänkel. Tatsächlich will sich die Nato noch in diesem Jahr nach Kandahar wagen, die zweitgrößte Stadt Afghanistans, um sie von den Taliban zurückzuerobern. Kandahar gilt als der wahre Test für die Obama-Regierung.

Aber die militärischen Muskelspiele sollten niemanden täuschen: An einen Sieg am Hindukusch glaubt niemand mehr, auch Washington nicht. Die Offensive dient vor allem dazu, den Druck auf die Taliban so zu erhöhen, dass sie zu Gesprächen bereit sind. Und es knirscht: Afghanistans Präsident Hamid Karsai möchte die Verhandlungen mit den Taliban anführen, aber auch die USA wollen die Friedensbedingungen bestimmen, um ihre geopolitischen Interessen zu sichern.

Karsai ist dem Vernehmen nach verärgert, dass Pakistan – offenbar in Absprache mit den USA – eine Reihe afghanischer Taliban-Führer festgenommen hat, die dem verhandlungsbereiten, pragmatischen Flügel zugerechnet werden. Man vermutet, dass Pakistan und die USA Karsai so die Verhandlungshoheit wegschnappen wollen. Das Hauptinteresse der USA ist es nach Ansicht indischer Analysten, dauerhaft Militärbasen auch als Drohgebärde gegen den Iran am Hindukusch zu unterhalten, ohne weiter in Kämpfe mit den Taliban involviert zu sein. Karsai verwahrt sich aber dagegen, dass seine Heimat für geopolitische Machtspiele missbraucht wird.

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