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Politik: Grenzen auf für Einwanderer Schweiz schafft Kontingente teilweise ab

Zürich - Der Rekord liegt bei 41 Minuten: So lange hat es im März dieses Jahres gedauert, bis das Kontingent für Zuwanderer, die dauerhaft in der Schweiz leben möchten, ausgeschöpft war. 3750 Bewilligungen waren verteilt, mehr waren bislang pro Quartal für die Schweiz nicht zu bekommen.

Zürich - Der Rekord liegt bei 41 Minuten: So lange hat es im März dieses Jahres gedauert, bis das Kontingent für Zuwanderer, die dauerhaft in der Schweiz leben möchten, ausgeschöpft war. 3750 Bewilligungen waren verteilt, mehr waren bislang pro Quartal für die Schweiz nicht zu bekommen. Damit ist nun Schluss: Die Eidgenossen heben die Begrenzung für bestimmte Aufenthaltsbewilligungen auf.

Das zuständige Justizministerium rechnet damit, dass die Zahl der Immigranten nach oben schnellen wird. Zumindest für Zuwanderer aus den „alten“ EU-Mitgliedsländern wie Deutschland gibt es keine Kontingente mehr. Auch Norwegen, Island und Liechtenstein, die nicht in der EU sind, profitieren von der Neuregelung. Die Deutschen stellen schon jetzt die am schnellsten wachsende Volksgruppe in der Schweiz. 177 000 Bundesbürger lebten Ende April im kleinen Nachbarland, nur der Anteil an Italienern und Serben ist in der Schweiz noch größer. Vor allem die höheren Löhne und niedrigeren Steuern ziehen die Deutschen an. Erkenntnisse, wonach Zürich im Augenblick die viertteuerste Stadt der Welt ist, werden dabei allerdings oft außer Acht gelassen.

Die Reaktionen im Land auf die Neuregelung sind unterschiedlich. In der Schweiz herrscht angesichts einer Arbeitslosenquote, die in diesem Jahr voraussichtlich unter drei Prozent liegen wird, in einigen Branchen ein regelrechter Mangel an Arbeitskräften. Davon berichtet etwa der Leiter einer Behinderteneinrichtung im Kanton Zürich. Er sucht Sozialpädagogen, denen er eine Vollzeitstelle anbieten kann, die jeweils mit umgerechnet 3500 bis 4500 Euro vergütet wird. 42 Stunden Wochenarbeitszeit und vier Wochen Urlaub im Jahr sind die Bedingungen, für die Schweizer allerdings nur ungern antreten: „Von zehn Bewerbungen stammen sieben aus Deutschland“, sagt der Heimleiter. Die formalen Qualifikationen der Bewerber seien gleich, bei darüber hinausgehenden Eigenschaften sagt er: „Die Deutschen sind weniger kompliziert und weniger anspruchsvoll.“

Weniger begeistert sind die Arbeitnehmervertreter. Sie prognostizieren, dass diese „zu einer anhaltend hohen Arbeitsimmigration und entsprechendem Lohndruck in den betroffenen Branchen führen“ wird, wie die größte Schweizer Gewerkschaft Unia betont. Sie spricht von „Schönfärberei“, wenn Arbeitgeber und Behörden der Meinung sind, dass die Zuwanderung der Konjunktur nütze. Die Warnungen der Gewerkschaft haben in den vergangenen Wochen zu einer Welle von deutschkritischen Äußerungen geführt. Sie gipfelten beispielsweise in der Analyse eines Zeitungskolumnisten, die sich so las: „Während die Deutschen bei sich zu Hause im Aussterben begriffen sind, vermehren sie sich hierzulande in einem Ausmaß, das beunruhigt.“Jan Dirk Herbermann/Oliver Stock

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