zum Hauptinhalt
Athen

© dpa

Griechenland: 4000 Autonome übernehmen Athens Innenstadt

Wenige Tage nach dem Tod eines 15-jährigen Schülers in Athen ist die Gewalt in Griechenland außer Kontrolle. Die Polizei scheint nicht mehr Herr der Lage zu sein - mittlerweile brennen Hotels und Geschäfte, die Zahl der Autonomen soll sich auf 4000 erhöht haben.

Der Konflikt spitzt sich zu: Rund 4000 Autonome haben praktisch das Athener Stadtzentrum eingenommen, berichteten übereinstimmend griechische Medien. Sie liefern sich ein Dauergefecht mit der Polizei, die offenbar die Kontrolle gänzlich verloren hat. Gewalttätige Demonstranten verwüsteten alles, was ihnen in den Weg kam. Entlang der drei großen Einkaufsstraßen Panepistimiou, Stadiou und Skoufa sowie rund um den zentralen Syntagmaplatz brannten nahezu alle Geschäfte. Zudem zündeten sie den etwa 20 Meter hohen Weihnachtsbaum der Stadt Athen an, der daraufhin lichterloh zu brennen begann. Die Polizei ging mit einem massiven Tränengaseinsatz gegen die Randalierer vor. Zwei U-Bahnstationen wurden vorsorglich geschlossen. Damit sollte verhindert werden, dass die Autonomen den Betrieb stören. In den Stationen waberten Tränengaswolken.

Zuvor hatten rund 10.000 Demonstranten in der Innenstadt von Athen gegen Polizeigewalt protestiert. Die meist jugendlichen Demonstranten bemalten große Teile der Panepistimiou-Straße im Stadtzentrum mit roter Farbe. Die Farbe sollte das vergossene Blut des jungen Mannes symbolisieren, der am Samstagabend durch eine Polizeikugel ums Leben gekommen war. Zu der Demonstration hatte die kleine griechische Partei Bündnis der Radikalen Linken (SYRIZA) aufgerufen.

Polizisten wurden durch Steinwürfe verletzt

Auch in der zweitgrößten griechischen Stadt Thessaloniki zündeten etwa 300 Schüler und Studenten Autos an und schlugen Scheiben ein. In der zentralgriechischen Stadt Trikala bewarf eine Gruppe von 50 Jugendlichen ein Polizeikommissariat und mehrere Streifenwagen mit Steinen. Drei Polizisten wurden leicht verletzt. In Rhodos, der Hauptstadt der gleichnamigen Insel, setzte die Polizei Tränengas ein, als eine Gruppe von Demonstranten einen Polizeiposten mit Wurfgeschossen angriff. Auch aus Piräus, den nordgriechischen Städten Ioannina, Verria, Kavala, Komotini und Drama sowie von der Insel Kreta wurden Krawalle gemeldet.

Demos auch in Berlin und London

Und auch in anderen Ländern hatten sich am Nachmittag erste Ausläufer der Unruhen gezeigt. In Berlin besetzten etwa 15 Demonstranten das griechische Generalkonsulat und entrollten ein Transparent, auf dem der griechische Staat für die tödlichen Schüsse auf den Jungen verantwortlich gemacht wurde. Der Konsul verhandelte mit den Demonstranten über ihren Abzug. In London versammelten sich etwa 40 Demonstranten vor der griechischen Botschaft und zündeten die griechische Flagge an. Die Polizei nahm drei Demonstranten fest.

Der griechische Ministerpräsident Kostas Karamanlis kündigte in einer im Fernsehen übertragenen Rede an die Nation an, gegen die anhaltenden Krawalle vorzugehen. Der Schutz der Bürger und der Gesellschaft sei "die geringste der Ehrerbietungen", die das Land dem bei Protesten am Samstagabend durch Schüsse der Polizei getöteten Alexis Grigoropoulos schulde. Der Tod des 15-Jährigen, der am Samstagabend im Athener Exarchia-Viertel bei Zusammenstößen linksautonomer und anarchistischer Gruppen mit der Ordnungsmacht von Polizeikugeln getroffen worden war, hatte die Protestwelle ausgelöst. Zwei Polizisten sitzen wegen des Vorfalls in
Untersuchungshaft. (sba/dpa/AFP)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false