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Griechenland: Konservative vor Niederlage

Das Beste kommt meist zum Schluss. Wenn die Wahlkundgebung zu Ende geht, lockert Kostas Karamanlis schon mal die Krawatte und knöpft den Kragen auf. Ich bin einer von euch, soll das wohl signalisieren.

Athen -  „Wir können gewinnen, der Sieg liegt in unseren Händen“, ruft der griechische Premier und schwenkt die Arme.

Das ist nicht nur Schau. Der Mann kämpft wirklich. Unermüdlich tourt er durchs Land, von Alexandroupolis im Norden bis nach Kreta im Süden, von Patras im Westen bis nach Lesbos im Osten. Am manchen Tagen absolviert der Premier gleich mehrere Massenkundgebungen. Karamanlis gibt alles. Denn es geht um alles: Wenn er die Parlamentswahl am Sonntag verliert, dürften auch seine Tage als Parteivorsitzender der konservativen Nea Dimokratia (ND) gezählt sein.

Aber können die Konservativen gewinnen? Seit dem 18. September dürfen zwar keine Meinungsumfragen mehr veröffentlicht werden, doch in den bis dahin publizierten Erhebungen lagen der Oppositionsführer Giorgos Papandreou und seine Panhellenische Sozialistische Bewegung (Pasok) deutlich vorn.

Unter Karamanlis’ Vorgänger, dem sozialistischen Reformer Kostas Simitis, hatte das Land internationales Ansehen gewonnen wie selten zuvor seit dem Ende der Obristendiktatur 1974. Fünfeinhalb Jahre später ist die Euphorie kollektiver Niedergeschlagenheit gewichen. 56 Prozent der Griechen, so eine Umfrage, sind mit ihrem Leben unzufrieden – im EU-Durchschnitt sind es nur 22 Prozent. Drei von vier Befragten „misstrauen“ der Regierung – eine verheerende Bilanz für Karamanlis.

Der war 2004 mit dem Versprechen angetreten, Korruption und Vetternwirtschaft zu bekämpfen. Stattdessen schlitterte seine Regierung von einer Affäre in die nächste. Karamanlis kämpft vor allem gegen die eigenen Fehler und Versäumnisse, hinterlässt ein abgewirtschaftetes Land. Sogar das Gespenst des Staatsbankrotts geht um. Oppositionschef Papandreou hat bisher nicht klar gesagt, wie er die zerrütteten Staatsfinanzen konsolidieren will. Bekommt am Sonntag keine der beiden großen Parteien eine absolute Mehrheit, könnte dem Land eine politische Lähmung drohen – mit verheerenden Folgen für die Staatsfinanzen. Gerd Höhler

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