zum Hauptinhalt
Brennender Polizist

© AFP

Griechenland: Neue Krawalle in Athen

Knapp eine Woche nach dem Tod eines Jugendlichen durch eine Polizeikugel ist es in der griechischen Hauptstadt Athen erneut zu Ausschreitungen gekommen - und nicht nur dort. Das Untersuchungsergebnis zum Todesschuss lässt derweil auf sich warten.

Die Randale in Athen geht weiter: Rund 400 Jugendliche lösten sich am Freitag aus einer friedlichen Demonstration von mehreren tausend Schülern am zentralen Syntagma Platz in Griechenlands Hauptstadt und bewarfen die Polizei mit Steinen. Die Beamten setzten Tränengas ein. Unterdessen zeichnete sich ab, dass das mit Spannung erwartete Ergebnis der ballistischen Untersuchung zu dem Todesschuss erst nächste Woche vorliegen könnte. Das griechische Fernsehen berichtete, weitere Untersuchungen seien notwendig.

Das Ergebnis soll klären, ob der beteiligte 37 Jahre alte Polizist am vergangenen Samstag direkt auf den 15-jährigen Alexandros Grigoropoulos geschossen hat oder ob der Junge durch einen Querschläger starb. Der gewaltsame Tod des Schülers hatte die mehrtägigen Unruhen und Ausschreitungen in Athen und anderen griechischen Städten ausgelöst. Auch in der nordgriechischen Hafenstadt Thessaloniki versammelten sich am Freitag wieder mehrere hundert Studenten und Schüler zu einem friedlichen Protest.

Krawalle auch in Frankfurt

Der mutmaßliche Täter sowie ein Kollege, dem Beihilfe zum Totschlag vorgeworfen wird, wurden am Freitag in ein nicht genanntes Gefängnis in der Provinz gebracht. Damit sollen Proteste vor dem Hochsicherheits-Gefängnis von Korydallos bei Piräus, wo die beiden bislang in Untersuchungshaft saßen, verhindert werden. In Athen blockierten Schüler vier Kreuzungen rund um die Innenstadt. Andere besetzten vorübergehend einen kleinen Athener Nachrichtensender und verbreiteten Parolen gegen die Staatsgewalt. Die Aktion endete friedlich.

Nach einer Demonstration vor dem griechischen Konsulat in Frankfurt ist es dort in der Nacht zum Freitag erneut zu Krawallen gekommen. Rund 60 Anhänger der linken Szene errichteten nach Angaben der Polizei Barrikaden aus Mülltonnen und warfen Steine und Flaschen. Zwei Polizisten seien leicht verletzt worden. Ein Demonstrant wurde vorübergehend festgenommen. Bereits am Dienstagabend hatte es nach einer Demonstration vor dem Konsulat Ausschreitungen gegeben.

Der griechische Ministerpräsident Kostas Karamanlis rief seine Landsleute dazu auf, blinde Gewalt zu verurteilen und Randalierer zu isolieren. "Das ist unsere demokratische und nationale Pflicht", sagte er am Rande des EU-Gipfels in Brüssel. Karamanlis sagte, er habe wie seine Regierung ein offenes Ohr für die Wünsche, Probleme und Forderungen der Jugend: "Demonstrationen zu diesen Themen sind sogar erwünscht. Was nicht akzeptiert wird, ist blinde Gewalt." Das Kultusministerium richtete eine entsprechende Internet-Seite ein.

Polizist war "außer Kontrolle"

Der für die Polizei zuständige griechische Staatssekretär, Panagiotis Hinofotis, entschuldigte sich für den Tod des Jugendlichen und kündigte an, die Regierung plane eine Polizeireform. "Wir überlegen uns, wer und unter welchen Bedingungen und Voraussetzungen künftig eine Waffe tragen wird", sagte er im Rundfunk. Zudem sei geplant, dass sich Beamte künftig mindestens einmal im Jahr einem psychologischen Test unterziehen müssten. Der 37-jährige Polizist soll laut Augenzeugenberichten zum Zeitpunkt, als der Todesschuss fiel, "völlig außer Kontrolle und extrem wütend" gewesen sein.

Aus Protest gegen Gewalt und Zerstörung schlossen sich mehr als 300 Professoren und Angestellte der Universität Athen zu einer Menschenkette um das Hauptgebäude der Universität zusammen. "Wir bilden einen Schutzgürtel rund um dieses Symbol von Geist und Kultur", sagte Rektor Christos Kittas. Randalierende Demonstranten hatten in vergangenen Tagen mehrere Universitätsgebäude verwüstet.

Andere Bürger Athens widersetzten sich tatkräftig den Krawallmachern: Als Randalierer mehrere Mülltonnen anzündeten und die Fensterscheiben einer Bank einschlugen, griffen die Angestellten zu Feuerlöschern, um die Angreifer zu verjagen. (ck/dpa)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false