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Olga Kefalogianni von der konservativen "Nea Dimokratia" ist seit Juni Tourismusministerin im Kabinett des griechischen Regierungschefs Antonis Samaras.

© dpa

Griechenland: „Völlig falsche Vorstellungen bei den Urlaubern“

Athens Tourismusministerin Olga Kefalogianni erwartet in diesem Jahr rund 16 Millionen Besucher in Griechenland. Wenn sich die Prognose bestätigt, würde Hellas an den Fremdenverkehrs-Boom von 2011 anknüpfen.

Frau Ministerin, Griechenlands Wirtschaft befindet sich in der Krise. Wie geht es dem Tourismus, der zu den wichtigsten Wirtschaftszweigen gehört?

Es hat dem Tourismus natürlich nicht geholfen, dass gleich zweimal in diesem Jahr – im Mai und Juni – Parlamentswahlen in Griechenland stattfanden. Die unsichere politische Lage hat seinerzeit zu einer Stagnation bei den Buchungen geführt. Aber jetzt lassen Sie uns erst das Ende des Jahres abwarten. Obwohl es schon Oktober ist, kommen immer noch viele Touristen nach Griechenland. Wir erwarten, dass die Zahl der Besucher in diesem Jahr bei rund 16 Millionen liegen wird – also etwa genauso gut sein wird wie im vergangenen Jahr, als besonders viele Touristen wegen des Umbruchs in der arabischen Welt Griechenland als Urlaubsziel auswählten.

Immer mehr Touristen scheinen aber um Athen wegen der Bilder von Demonstrationen einen Bogen zu machen.

Tatsächlich ist es zu einem Rückgang der Besucher in Athen gekommen. Wir legen unser besonderes Augenmerk darauf, das wieder zu ändern. Vor allem muss man mit völlig falschen Vorstellungen bei den Urlaubern aufräumen. Es hat schließlich nicht einen einzigen Vorfall gegeben, bei dem ein Tourist durch eine Demonstration in Athen irgendwie in Mitleidenschaft gezogen wurde.

Aber die Touristen sind betroffen, wenn Fähren von Piräus wegen der Streiks nicht zu den Ägäisinseln ablegen – wie etwa am vergangenen Donnerstag.

Das ist nicht die Regel, sondern die Ausnahme. Und wer nach Griechenland kommt, wird feststellen, dass die Probleme, die die Menschen angesichts der Krise haben, der traditionellen Gastfreundschaft keinen Abbruch getan haben – gegenüber allen Besuchern, egal, woher sie kommen. So gibt es auch von den Besuchern aus Deutschland trotz einiger gegenteiliger Befürchtungen ein rundum positives Echo.

Immer weniger Griechen können sich einen Urlaub leisten. Wie groß ist die Gefahr, dass die angekündigten Sparmaßnahmen zu einer weiteren Verschärfung der Rezession führen?

Mit diesem Teufelskreis hat Griechenland schon seit mehreren Jahren zu kämpfen. Die große Herausforderung für unsere Regierung besteht darin, das Problem an der Wurzel zu packen. Deshalb dürfen wir uns nicht nur auf die Kürzungen bei den Gehältern und Renten konzentrieren, sondern wir müssen auch die Realwirtschaft mit Liquidität versorgen und jene Wirtschaftszweige stärken, die Griechenland wieder auf den Wachstumspfad zurückführen können. Zu diesen Bereichen gehört natürlich der Tourismus, der insgesamt mit 18 Prozent zur griechischen Wirtschaftsleistung beiträgt. Dabei geht nicht nur darum, dass mehr Besucher den Weg nach Griechenland finden. Wir konzentrieren uns auch darauf, das Volumen der Investitionen zu erhöhen. Deshalb haben wir im Tourismusministerium ein vereinfachtes Verfahren eingeführt, mit dessen Hilfe unter anderem Baugenehmigungen schneller erteilt werden sollen.

Würde eine Rückkehr zur Drachme den Tourismus wegen der Abwertungsmöglichkeit beleben?

Für uns stellt sich diese Frage überhaupt nicht. Unsere Regierung arbeitet hart, damit Griechenland ein Teil der Euro-Zone bleibt. Wir sind sehr zufrieden, dass unsere Partner – darunter die Bundeskanzlerin – unsere Anstrengungen würdigen.

Das Gespräch führte Albrecht Meier.

Olga Kefalogianni ist seit Juni Tourismusministerin im Kabinett des griechischen Regierungschefs Antonis Samaras. Die 37-Jährige gehört der konservativen Partei Nea Dimokratia an.

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