Euklid Tsakalotos ist Ökonom, Marxist, Alexis Tsipras’ wichtigster Mann im Verhandlungsteam mit den Geldgebern und seit wenigen Wochen Finanzminister. Der Nachfolger von Yanis Varoufakis hat eigentlich eine ähnliche Ausbildung und Karriere wie sein Vorgänger, die beiden Männer sollen auch befreundet sein. Tskalotos ist in Rotterdam geboren, stammt aus einer wohlhabenden Familie und verbrachte den größten Teil seiner Kindheit und Jugend in Großbritannien. Er studierte in Oxford und der University of Sussex, lehrte in Kent und kehrte Mitte der neunziger Jahre nach Athen zurück. Als Wirtschaftsprofessor veröffentlichte er dort zahlreiche Schriften, die sich gegen die Austeritäts- und Sparpolitik richteten. Er gehört zu den Gründungsmitgliedern von Syriza, und Beobachter sagen, Tsipras traue ihm vollkommen.
Das kann auch an Tsakalotos’ Art und Auftreten liegen, die ihn fundamental von seinem Vorgänger Varoufakis unterscheiden: Tsakalotos meidet die Öffentlichkeit, gibt ungern Interviews und tritt stets leise und außerordentlich höflich auf. Obwohl er in seinen linken Überzeugungen vielen seiner Parteikollegen keinesfalls nachsteht, hat er nun einen Kompromiss zu verantworten, der den Griechen schmerzhafte Einschnitte abverlangt. Doch der „Grexit“, sagte er immer wieder, war für Tsakalotos vollkommen ausgeschlossen. Eine Lösung, die nicht international verankert sei, sondern Griechenland national isoliere, widerstrebe ihm zutiefst, schrieben Beobachter.
Aus Verhandlungskreisen hieß es auch, Tsakalotos sei von der Idee eines Referendums inklusive der Gefahr, dass die Gespräche endgültig abgebrochen werden könnten, alles andere als begeistert gewesen. Trotzdem blieb Tsakalotos stets loyal zu Parteiführer Tsipras, sowohl während des Referendums als auch bei dem daraufhin folgenden Kursschwenk plus Einigung.
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