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Großbritannien: Blair im Hilfseinsatz

Der britische Ex-Premier Tony Blair macht Wahlkampf für seinen Nachfolger Gordon Brown. Braun gebrannt und gut gelaunt erzählte Blair von seinen politischen Anfängen in Bingoclubs.

Mit Lob für seinen alten Freund und Rivalen Gordon Brown hat der frühere Premierminister und „New-Labour“-Gründer Tony Blair in den britischen Wahlkampf eingegriffen. Der erste innenpolitische Auftritt Blairs seit seinem Rücktritt als Regierungschef erregte in Großbritannien riesige Aufmerksamkeit und wurde live im Fernsehen übertragen.

„In unsicheren Zeiten spricht einiges für eine sichere Führung“, sagte Blair und hob Gordon Browns „Erfahrung, Urteilskraft und Kühnheit“ hervor. Brown und Schatzkanzler Alistair Darling seien in der Lage „nicht nur die Herausforderungen der Zukunft zu meistern, sondern auch die Chancen der Zukunft zu ergreifen“.

Blair sprach im „Labour Club“ in Trimdon, wo er 1983 seine politische Karriere begann und im Juni 2007 sehr emotional Abschied vom Amt nahm. Dies sei seine „geistige Heimat“ sagte der braun gebrannte Starpolitiker, der viel Zeit als Sonderbeauftragter im Nahen Osten verbringt. Im diesigen Nordostengland erzählte er Anekdoten von seinen politischen Anfängen in den Bingoklubs des Wahlkreises. Viel wird über die 20 Millionen Pfund spekuliert, die Blair seit seinem Ausscheiden aus dem Amt mit Reden und Beraterverträgen verdient habe. „Schön, dass er einmal eine Rede hält, für die man ihn nicht bezahlen muss“, kommentierte Tory-Chef David Cameron sarkastisch. Ein Sprecher Blairs musste am Dienstag versichern, Blair versteuere sein Einkommen regulär in Großbritannien.

Einige interpretierten Blairs Eingreifen als Zeichen für Browns prekäre Situation und Schwäche. Aber es war klar, dass es Blair auch um die Erhaltung seines politischen Erbes geht. Der Tory-Parlamentarier David Davis warnte, Blair werde die Wähler an den Irakkrieg und Labours „Spindoktorei“ erinnern und Brown „die Schau stehlen“. Eine Rolle bei der Entscheidung für den Auftritt mag auch gespielt haben, dass im September Blairs Memoiren erscheinen, für die er Berichten zufolge einen Vorschuss von fünf Millionen Pfund erhalten haben soll. Auch Roman Polanskis Film „The Ghost“ handelt von Blair und wird den Rummel um den Ex-Premier weiter anheizen.

Blair werde Tory-Chef Cameron „demolieren“, kündigte der labourtreue „Mirror“ den Auftritt am Dienstag an. Erwartungsgemäß griff Blair die Tories scharf an und kontrastierte ihre „politische Konfusion“ mit der prinzipienstarken Neuorientierung „New Labours“ unter seiner Führung. Vielleicht wüssten die Tories wirklich nicht was sie wollten. Vielleicht sei die Konfusion Strategie und „die eine Politik steht für das, was sie glauben, die andere für das, was sie glauben sagen zu müssen, um zu gewinnen“. Zwei neue Umfragen gaben den Tories am Dienstag einen Vorsprung von jeweils sieben Prozentpunkten.

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