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Großbritannien: Comeback der Atomenergie

Die britische Regierung gibt grünes Licht für den Bau neuer Atommeiler. Umweltgruppen kritisierten das Vorhaben stark.

Nach mehrjährigem Hin und Her hat die britische Regierung nun unzweifelhaft grünes Licht für eine neue Generation von Atomkraftwerken gegeben. Die Argumente seien „schlagend“, sagte Wirtschaftsminister John Hutton am Donnerstag im Unterhaus und forderte „frisches Denken, Offenheit und nicht die alten Vorurteile, die das Denken so lange verwirrt haben“.

Seit einem halben Jahrhundert liefere Atomkraft, „eine der wenigen, bewährten Kohlenwasserstoffarmen Technologien“, Strom. „Atomkraft ist sauber, sicher und bezahlbar. Sie wird uns helfen, die doppelte Herausforderung zu bestehen: Klimawandel und die Sicherung der Energieversorgung.“

Hutton lud Energieversorger zum Bau einer nach oben unbeschränkten Zahl neuer Atommeiler ein und will dies nun mit dem „effizientesten Regelsystem der Welt“, aber nicht direkten Finanzsubventionen unterstützen. Bis hin zur Entsorgung soll die Atom-Renaissance von Kraftwerksbetreibern und Stromverbrauchern finanziert werden.

In einem wichtigen politischen Signal schloss sich Oppositionssprecher Alan Duncan der Regierungsstellungnahme im Grundsatz an. Er versprach, Investitionsklima und die finanziellen Rahmenbedingungen für die Atomindustrie würden unter einer eventuell kommenden konservativen Regierung stabil bleiben.

Umweltgruppen dagegen reagierten mit Protesten. Greenpeace erzwang bereits im Frühjahr gerichtlich eine erneute Konsultation und könnte wieder klagen, unter anderem, weil das Abfallproblem nicht gelöst ist. „Das große Risiko ist, dass nun Investitionen für echte Lösungen des Klimawandels abgewürgt werden“, sagte Greenpeace-Direktor John Sauven. In der Bevölkerung ist die Einstellung gegenüber der Atomkraft in den vergangenen Jahren merklich aufgeschlossener geworden. Laut einer Umfrage vom November glauben 65 Prozent der Briten, Atomstrom sollte Teil des Energiemixes sein. Vor Weihnachten gab Hutton das britische Küstengebiet für Offshore-Wasserkraftanlagen frei. Eine Reform der Finanzförderung erneuerbarer Energien soll Wellenkraft, Offshore, Windenergie und Mikrogeneratoren zugute kommen. Die Technologie der Kohlenwasserstoffabscheidung soll mit einem der ersten Demonstrationsprojekte auf der Insel erprobt werden. Vor allem aber wollen die Briten nun einen robusteren Emissionshandel, um die Wirtschaftsbedingungen für alle CO2-armen Technologien, auch die Atomkraft, zu verbessern.

Fraglich ist, ob die Atomindustrie nun schnell genug ist, die drohende Versorgungslücke in Großbritannien zu schließen. Der Anteil des Atomstroms im United Kingdom liegt nur noch bei 19 Prozent. Die erste Generation von Atommeilern geht aus Altersgründen vom Netz. Greenpeace hofft auf die finanziellen Schwierigkeiten der Atomindustrie. „Frau Thatcher wollte in den achtziger Jahren jedes Jahr ein Atomkraftwerk bauen und hat nur eines geschafft“, sagte Direktor Sauven. 

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