zum Hauptinhalt

Großbritannien: Ed Miliband neuer Chef der Labour-Partei

In einem emotionalen Kampf zwischen zwei Brüdern hat die britische Labour-Partei dem Jüngeren von den beiden den Vorzug gegeben.

Wie die Oppositionspartei am Samstag bekannt gab, machte der 40 Jahre alte Ed Miliband mit hauchdünnem Vorsprung das Rennen zum neuen Parteichef und setzte sich damit gegen seinen älteren Bruder David durch. Damit ist der frühere Energieminister Ed Miliband auch offizieller Oppositionsführer. Im Falle des Scheiterns der Londoner Koalitionsregierung könnte er Premierminister einer Labour-Regierung werden.

„Eine neue Generation tritt an, die versteht, dass Wandel notwendig ist“, sagte Ed Miliband in seiner Dankesrede in Manchester, wo an diesem Sonntag der jährliche Labour-Parteitag beginnt. Unter den insgesamt fünf Bewerbern für das Amt des Parteichefs war Ed Miliband derjenige gewesen, der sich am klarsten von der Generation des ehemaligen britischen Premiers Tony Blair und den Reformen unter dem Schlagwort „New Labour“ distanziert hatte. Statt dessen versprach Ed Miliband der Parteilinken einen Neubeginn.

„Ich liebe dich so sehr als Bruder“, sprach Ed Miliband nach der Bekanntgabe des Wahlergebnisses in seiner Rede seinen fünf Jahre älteren Bruder an, den früheren Außenminister David Miliband. Dieser quittierte die Liebeserklärung mit einem gefrorenen Lächeln. Der Wahlkampf der Brüder war mit zunehmend harten Bandagen geführt worden. David konnte die Irritation über die Herausforderung des Jüngeren nie verbergen. Ed Miliband wurde erst 2005, vier Jahre nach seinem Bruder, ins Unterhaus gewählt.

Lange hatte David Miliband als Favorit bei der Abstimmung gegolten, an der sich per Briefwahl Parteimitglieder, Abgeordnete und Gewerkschafter beteiligten. Umso überraschender war dann das am Samstag bekannt gegebene Ergebnis: David erhielt 49,4 Prozent der Stimmen, Ed 50,6 Prozent. Dabei gaben die Stimmen der Gewerkschafter bei dem Foto-Finish den Ausschlag. Während David die Mehrheit der Parlamentsfraktion hinter sich hatte und auch die meisten Stimmen der Parteimitglieder erhielt, lag Ed bei den Stimmen aus dem Lager der Gewerkschaften vorne, welche der Oppositionspartei angeschlossen sind und sie auch finanzieren.

Für die Labour-Partei kommt es nun darauf an, mit welchem Enthusiasmus sich David Miliband hinter den jüngeren Bruder stellt. Vor Bekanntgabe des Wahlergebnisses versprach er erst nach langem Zögern, er werde in einem von Ed geführten Schattenkabinett dienen. Trotzdem ist es möglich, dass sich David nach einer kurzen Anstandsfrist aus der britischen Spitzenpolitik zurückzieht. Einige befürchten bereits, dass die 13 Jahre dauernde Eifersuchtsfehde zwischen Tony Blair und seinem Nachfolger Gordon Brown nun von einem Streit zwischen den Miliband-Brüdern abgelöst werden könnte.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false