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Politik: Großbritannien: Erhöhte Alarmbereitschaft in London

Nach einem Sprengstoffanschlag auf die BBC hat Scotland Yard die Londoner Bevölkerung zu erhöhter Wachsamkeit aufgefordert. "Ich fürchte, wir werden noch mehr solche Anschläge erleben", sagte der Leiter der Anti-Terrorismus Abteilung der Londoner Polizei, Alan Fry, am Sonntag am Ort des Anschlags im West Londener Stadtviertel White City.

Nach einem Sprengstoffanschlag auf die BBC hat Scotland Yard die Londoner Bevölkerung zu erhöhter Wachsamkeit aufgefordert. "Ich fürchte, wir werden noch mehr solche Anschläge erleben", sagte der Leiter der Anti-Terrorismus Abteilung der Londoner Polizei, Alan Fry, am Sonntag am Ort des Anschlags im West Londener Stadtviertel White City. "Wir befinden uns inmitten einer anhaltenden Terrorkampagne in London". Ohne Umschweife machte er die "Real IRA" für den Anschlag verantwortlich, eine Dissidentengruppe, die von Anfang an Kritik am stagnierenden Friedensprozess geübt hatte. Zweifelhafte Berühmtheit erlangte die Gruppe durch den Anschlag von Omagh, bei dem im August 1998 29 Passanten ums Leben kamen. Ein Dokumentarfilm der BBC, der unter anderem immer noch nicht angeklagte Tatverdächtige namentlich erwähnte, könnte ein Motiv für den ersten Anschlag irischer Republikaner auf eine britische Medienorganisation seit den frühen siebziger Jahren sein.

Eine kodierte Warnung hatte dem BBC News Centre gerade noch Zeit gegeben, die Büros zu räumen. Der zehn bis 20 Pfund schwere Sprengsatz detonierte, als Sprengstoffexperten eine Sicherheitsexplosion vorbereiteten. Ein U-Bahnbeamter erlitt leichte Verletzungen. Der Sachschaden war gering.

Laut Scotland Yard operiert in London seit dem vergangenen Sommer eine aktive Zelle der "Real IRA", auf deren Konto bereits eine Reihe von Anschlägen gehen. Spektakulär und für Londons leidgeprüfte Verkehrsteilnehmer folgenschwer war im Juni 2000 der Anschlag auf die Westlondoner Hammersmith. Die Themsebrücke war wenige Tage zuvor nach mehrjährigen Reparaturen wegen eines früheren IRA-Anschlags wieder für den Verkehr freigegeben worden. Nicht weniger spektakulär war der Raketen-Anschlag auf das Hauptgebäude des britischen Nachrichtendienstes MI6. Mitte Februar erst erlitt ein 14-jähriger Junge schwere Verletzungen, als er mit einem vor einer Londoner Kaserne deponierten Sprengsatz spielte.

Während die offizielle "Provisional IRA" an ihrem Waffenstillstand festhält, zeigen die Anschläge in London und Nordirland, dass die "Real IRA" über umfangreiche logistische Unterstützung verfügt. Prompt beschuldigte am Wochenende der sicherheitspolitische Sprecher der protestantischen Ulster Unionisten, Ken Maginnis, die irische Regierung, man nehme die Bedrohung nicht ernst, die von Dissidentengruppen wie der "Real IRA" ausgehe. Londons Einwohner reagieren auf die Gefahren solcher Anschläge eher apathisch. Angesichts der verheerende Bedingungen im öffentlichen Nahverkehr machte die gestrige Sperrung des U-Bahnverkehrs in Westlondon für sie keinen großen Unterschied.

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