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Photographers Hold Protest Over New Anti Terrorist Laws Affecting Them

© Getty

Großbritannien: Hoher Anti-Terror-Ermittler tritt nach Panne zurück

Es sah aus wie ein gut organisierter Schlag gegen das Terrornetzwerk Al Qaida. Doch die zahlreichen Razzien, bei denen in England am Mittwoch zwölf Menschen festgenommen wurden, waren die Folge einer peinlichen Panne - aus der nun ein hoher Scotland-Yard-Mann die Konsequenzen zieht.

Als Scotland Yards oberster Anti-Terror-Chef Bob Quick am Mittwoch aus dem Auto stieg, trug er ein Bündel Papiere unter dem Arm. Es war in der Downing Street vor Hausnummer 10, Quick war auf dem Weg zum englischen Premierminister Gordon Brown und Innenministerin Jaqui Smith, man wollte über die Polizeireform sprechen. Alles ganz gewöhnlich, doch auf den Bildern, die Pressefotografen von dem Aktenbündel schossen, war deutlich das Wort "geheim" zu lesen: Die Dokumente enthielten Angaben über eine Anti-Terror-Aktion inklusive geplanter Festnahmen.

Bob Quick entschuldigte sich noch am Mittwochabend bei Scotland-Yard-Chef Paul Stephenson für die Panne. Geholfen hat ihm das nichts, seine Position war nicht mehr zu halten: Londons Bürgermeister Boris Johnson teilte am Donnerstag mit, er habe Quicks Rücktritt widerstrebend und mit Bedauern angenommen.

Panne löste mehrere Razzien aus

Nach bekannt werden der Panne hatte das Verteidigungsministerium zwar noch versucht, die britischen Medien von einer Veröffentlichung der Fotos abzuhalten, doch vergeblich. Zu viele Zeitungen hatten bereits die Fotos, auch im Ausland waren sie schon verbreitet worden. Den Ermittlern blieb nichts anderes übrig, als sofort die geplanten Razzien zu starten.

Britische Terrorfahnder nahmen dann im Verlauf des Tages im Nordwesten Englands insgesamt zwölf Männer fest, die allesamt Verbindungen zur Terrororganisation Al Qaida haben sollen. Mit offiziellen Angaben zu den Hintergründen der Razzien, bei denen unter anderem in Manchester und Liverpool mehrere hundert Ermittler eingesetzt waren, hielt sich die Polizei am Donnerstag zurück.

Nach unbestätigten Medienangaben hatten die Männer möglicherweise einen Nachtclub und ein Einkaufszentrum in Manchester als Anschlagsziel im Auge, auch wenn die Tat wohl nicht unmittelbar bevorstand. Zehn der Männer sollen in Pakistan geboren sein und über Studenten-Visa verfügen. Die Ermittler sollen Terrorverdächtigen unter anderem vor der Liverpooler Universität und in einem Internet Café in Manchester festgenommen haben.

Es ist nicht der erste Datenskandal in England

Erst im Januar war einem Offizier der Royal Navy ein Laptop mit Informationen über rund 600.000 Angehörige und Bewerber der Marine, der Marineinfanterie und der Luftwaffe gestohlen worden. Kurze Zeit später wurde bekannt, dass ein Autofahrer auf einer Straße in Südwestengland hunderte von Dokumenten mit persönlichen Daten britischer Bürger gefunden hatte. Und im Dezember letzen Jahres war bekannt geworden, dass im staatlichen Gesundheitswesen eine CD mit vertraulichen Informationen über 160.000 kranke Kinder verloren gegangen war. Auch den Verlust persönlicher Daten von Millionen Kindergeldempfängern und Fahrschülern hatte die Regierung eingestehen müssen

In Großbritannien wird die Terrorgefahr seit knapp zwei Jahren als "ernst" eingestuft. Das bedeutet, dass Anschläge zwar sehr wahrscheinlich sind, jedoch nicht unmittelbar bevorstehen. (am/dpa)

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