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Großbritannien: Öl spielte bei Lockerbie-Begnadigung eine Rolle

Premierminister Brown hatte es erst vor ein paar Tagen dementiert: Jetzt erklärte der Justizminister Jack Straw, dass der Handel für den Lockerbie-Fall entscheidend war.

Justizminister Jack Straw sagte der Zeitung "Daily Telegraph", die Handelsbeziehungen zu Libyen hätten einen "sehr großen Teil" dazu beigetragen, dass der Libyer Abdel Bassit Ali Mohammed al-Megrahi 2007 in das Abkommen über einen Gefangenenaustausch mit Libyen einbezogen wurde. Damit räumte die britische Regierung erstmals offen ein, dass Ölgeschäfte bei der Entscheidung über die Freilassung des Lockerbie-Attentäters ausschlaggebend waren. 

Das Abkommen hatte nach Straws Worten auch wirtschaftliche Motive. "Wir wollten Libyen in die internationale Gemeinschaft zurückholen. Ja, das beinhaltete auch Handelsgeschäfte, weil der Handel ein grundlegender Teil davon ist, und danach gab es den BP-Deal", sagte Straw mit Blick auf ein Abkommen des britischen Ölkonzerns aus dem Jahr 2008 über 900 Millionen Dollar über Ölförderung in Libyen.

Erst vor wenigen Tagen hatte Premierminister Gordon Brown zurückgewiesen, dass Ölgeschäfte eine Rolle im Lockerbie-Fall gespielt hätten. "Von unserer Seite aus gab es keine Verschwörung, keine Vertuschung, keine Doppelzüngigkeit, keine Absprachen über Öl, keinen Versuch, auf schottische Minister Einfluss zu nehmen und keine persönlichen Versprechen, die ich an den libyschen Revolutionsführer Muammar Gaddafi gegeben hätte", sagte Brown am Mittwoch.

Die schottische Landesregierung hatte den schwer krebskranken al-Megrahi vor mehr als zwei Wochen begnadigt und in seinen Heimat entlassen. Der Libyer war 2001 lebenslang wegen des Anschlags auf ein Flugzeug der US-Linie PanAm über dem schottischen Ort Lockerbie verurteilt worden. Bei dem Attentat im Dezember 1988 kamen 270 Menschen um.

Quelle: ZEIT ONLINE, dpa, Reuters

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