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Großbritannien: Schwierige Reise für Papst Benedikt

Es ist der erste "offizielle" Besuch eines Papstes in Großbritannien, seit Heinrich der VIII. 1534 mit dem Papsttum und der katholischen Kirche gebrochen hat. Wie wurde Benedikt XVI im Königreich empfangen?

Es ist eine schwierige Reise für Papst Benedikt XVI. Denn er weiß, dass seine Gastgeber, die Briten, seinem Besuch sehr skeptisch gegenüberstehen. Vor allem die vielen Missbrauchsfälle in der Katholischen Kirche haben dem ohnehin schlechten Ruf des Vatikans in Großbritannien weiter geschadet. Aber nicht nur dort. Weltweit haben die Übergriffe auf Kinder und der Umgang damit die Katholische Kirche in eine tiefe Krise gestürzt. Vor allem, dass der Papst keine deutlichen Worte dagegen gefunden hat, empörte viele Menschen. Auf seinem Flug nach Großbritannien hat er das nun nachgeholt. Die Enthüllungen hätten ihn schockiert und traurig gestimmt. „Man kann schwer verstehen, wie diese Perversion des Priesteramtes möglich gewesen ist“, sagte Benedikt. Er räumte Fehler im Umgang mit sexuellem Missbrauch ein. Die Kirche habe nicht schnell und entschieden genug gehandelt, als der Skandal offenkundig geworden sei, sagte er.

Entsprechend respektvoll wollte Benedikt sich bei seiner Ankunft zeigen und nahm sein weißes Scheitelkäppchen ab, als die Nationalhymne „God Save the Queen“ gespielt wurde. Aber als er im Hof von Holyrood, der Residenz der Königin in Edinburgh, auf die Begrüßung der Queen antwortete und „allen Menschen im Vereinigten Königreich“ seine Grüße überbracht hatte, kam er schnell zur Sache. „Der Name Holyrood erinnert an das Heilige Kreuz und zeigt die tiefen, christlichen Wurzeln, die auf allen Ebenen des britischen Lebens immer noch lebendig sind.“ Pointiert erinnerte er die Briten an ihre tausendjährige christliche Geschichte und nannte Deutschlands NS-Zeit als Beispiel dafür, was passiert, wenn „atheistischer Extremismus“ und „aggressiver Säkularismus“ Gott aus dem öffentlichen Leben ausschließe.

Fast wörtlich wiederholte Benedikt kontroverse Äußerungen des deutschen Kurienkardinals Walter Kasper, die in Großbritannien Furore machten. Kasper hatte im Nachrichtenmagazin Focus vom „aggressiven Neu-Atheismus“ der Briten gesprochen und erklärt: „England ist heute ein säkularisiertes, pluralistisches Land. Wenn Sie am Flughafen Heathrow landen, denken Sie manchmal, Sie wären in einem Land der Dritten Welt gelandet.” Weshalb die „Daily Mail“ den Papst mit der Schlagzeile begrüßte: „Willkommen in der Dritten Welt“. Kasper wurde im letzten Moment von der Papst-Delegation ausgeschlossen, angeblich aus Krankheitsgründen.

Der Papst weiß, dass er nicht allen Briten willkommen ist: 80 Prozent lehnen den Besuch ab oder sind von ihm „nicht berührt“. Auch die hohen Kosten von rund zwölf Millionen Pfund (14,4 Millionen Euro) werden kritisiert. In London waren T-Shirts mit der Aufschrift „Pope Nope“, was auf deutsch so viel wie „Papst Nein“ bedeutet, zu sehen. Als Benedikt nach dem Empfang bei der Queen mit dem „Papstmobil“ durch Edinburgh fuhr, gab es viele Lücken am Straßenrand – obwohl 1000 Dudelsackbläser die Menge unterhielten. Auch bei der Freiluftmesse des Papstes in Glasgow am Abend waren nicht alle Plätze besetzt.

Die Queen bemühte sich um Ausgleich. Sie würdigte den Beitrag der Katholischen Kirche zum britischen Bildungs- und Sozialwesen sowie den Einsatz des Heiligen Stuhls für Frieden, gegen Armut und den Klimawandel. „Religionsfreiheit ist die Grundlage unserer Gesellschaft“, erklärte die 84-Jährige.

Am Freitag wird der Papst in der Westminster Hall in London zu Politikern reden und dort beten, wo einer der ersten „katholischen Märtyrer“ Englands, Thomas More, 1535 zum Tode verurteilt wurde. Es ist der erste „offizielle“ Besuch eines Papstes in Großbritannien, seitdem Heinrich der VIII. 1534 mit dem Papsttum und der Katholischen Kirche brach und sich selber als Verteidiger des Glaubens an seine Stelle setzte. Der Papst wurde in Schottland empfangen, weil die Queen hier nicht, wie in England, nominelles Oberhaupt der Kirche und damit eine Art Gegenpapst ist. Als Papst Johannes Paul II. 1982 nach Großbritannien kam und bejubelt wurde, war es ein reiner „Hirtenbesuch“. Seitdem hat sich das Verhältnis der Briten zur Katholischen Kirche deutlich abgekühlt.

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