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Großbritannien: Veteranen auf der schiefen Bahn

In Großbritannien sitzen nach Angaben der Justizgewerkschaft Napo knapp 8.500 Veteranen hinter Gittern – fast ein Zehntel aller Häftlinge auf der Insel waren als Soldaten im Irak oder in Afghanistan. Einige der Straftäter haben in den 90ern auch in Bosnien und Nordirland gedient.

Berlin - In Großbritannien sitzen nach Angaben der Justizgewerkschaft Napo knapp 8 500 Veteranen hinter Gittern – fast ein Zehntel aller Häftlinge auf der Insel waren als Soldaten im Irak oder in Afghanistan. Einige der Straftäter haben in den 90ern auch in Bosnien und Nordirland gedient. Nach Napo-Angaben beginnen viele nach dem Militärdienst eine kriminelle Karriere. Und nach einer Stichprobe des Verteidigungsministeriums sind noch mehr straffällig geworden: Weitere 16 000 Veteranen stehen derzeit nach Verurteilung unter Bewährung.

Möglicherweise wären die Zahlen noch höher, wenn nicht zahlreiche Veteranen nach Ende der Dienstzeit für private Söldnerdienste arbeiten würden. Viele der inhaftierten Ex-Soldaten würden unter „posttraumatischen Belastungsstörungen“ leiden, heißt es von Napo-Bewährungshelfern. Häufig seien die Ex-Soldaten wegen Gewalt in Zusammenhang mit Drogen- und Alkoholkonsum verurteilt worden. In Medien wird darüber gestritten, ob der Staat sich ausreichend um die Ehemaligen kümmert, die am Hindukusch oder im Irak ihr Leben riskiert haben. So müsse besser überprüft werden, wie sehr sie unter psychischen Belastungen oder gar schweren Störungen leiden. Das Ministerium wies darauf hin, dass allen Soldaten kostenlose psychologische Behandlung zustehe. Soldatenverbände fordern für Heimkehrer jedoch obligatorische Besuche bei einem Psychologen, wie dies beim US-Militär üblich sei.

Kritiker werfen gewalttätigen Ex-Soldaten vor, sich mit der posttraumatischen Belastungsstörung vor Gericht als nicht schuldfähig entlasten zu wollen, während Anwälte und Bewährungshelfer berichten, es falle den Soldaten nach den oft langen Kriegseinsätzen schwer, sich im zivilen Leben einzurichten. Durch das Töten von Menschen würden sich die ethischen Maßstäbe verschieben. In zivilen Jobs in der Heimat fehle ihnen zudem das Abenteuer und die regelmäßige Machtdemonstration. Hannes Heine

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