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Politik: Großbritanniens Innenminister Straw über die billigste und nützlichste Waffe im Kampf gegen Kriminalität

Vergnügt winkt Brian Bishop den Mädchen zu, die ihn auf dem Monitor anlächeln. "Angenehmer, als der Typ, der mir letzte Nacht seinen nackten Hintern entgegenreckte", meint der Chef des Sicherheitsdienstes, der die südenglische Stadt Bath überwacht.

Vergnügt winkt Brian Bishop den Mädchen zu, die ihn auf dem Monitor anlächeln. "Angenehmer, als der Typ, der mir letzte Nacht seinen nackten Hintern entgegenreckte", meint der Chef des Sicherheitsdienstes, der die südenglische Stadt Bath überwacht. Lückenlos spähen die Kameras von den römischen Bädern bis zu den Parks in jeden Winkel der Innenstadt. 45 sind es bislang. Doppelt so viele sollen es wegen des großen Erfolges werden.

Rund eine Million Videokameras spähen das öffentliche Leben in Großbritannien aus. Nirgendwo auf der Welt haben die Bewohner so viel Chancen, zum "TV-Star" zu werden. Jeder Londoner wird pro Tag durchschnittlich von 300 Videokameras aufgenommen. Und es sollen noch mehr werden. Innenminister Straw will noch 600 Millionen Mark in weitere 20 000 Überwachungskameras für die britischen Innenstädte investieren. Er sieht darin die billigste und nützlichste "Waffe in unserem Kampf gegen Kriminalität".

Die meisten Briten teilen seine Ansicht. 98 Prozent der Befragten fühlen sich in Bath dank dieser Überwachung "sicherer" und haben nichts gegen noch mehr elektronische Spione. Speziell geschulte Angestellte einer Sicherheitsfirma haben dabei über ein Dutzend Monitore im Auge. "Wir erkennen jeden krummen Vogel auf Anhieb." brüstet sich Brian Bishop. Bei Vorfällen wird über eine direkte Leitung sofort die Polizei alarmiert, die dann die Videodokumentation direkt als Beweismaterial bei Prozessen einspielen kann. Bereits im ersten Jahr der Videokameras sank die Straßenkriminalität in Bath um 26 Prozent.

Freilich stieg sie dafür in den Außenbezirken und den umliegenden Dörfern kräftig an. Für die wenigen Kritiker und Bürgerrechtler ist die Videoüberwachung nur eine Verdrängung der Kriminalität. Wie eine Studie des Schottischen Zentrums für Kriminologie zeigte wird der Spaziergänger nicht mehr in der Fußgängerzone ausgeraubt, sondern in einer Seitenstraße, wohin keine Linse reicht. Simon Davies von der Bürgerrechtsgruppe "Privacy International" sieht in der elektronischen Überwachung einen schlechten Ersatz für bürgernahe Polizeistreifen. Auch manche Polizisten sind über die elektronischen "Kollegen" nicht glücklich. Der frühere stellvertretende Polizeipräsident Londons Sir John Smith sieht in den sich rasch vermehrenden Videosystemen den Keim bürgerlicher Entfremdung und Misstrauens gegen den Staat.

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