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Politik: Große Erleichterung in Frankreich über die Festnahme von Papon

Die Abgeordneten in der Pariser Nationalversammlung klatschten Beifall, Premierminister Lionel Jospin gab sich "tief befriedigt": Die Nachricht von der Festnahme des früheren französischen Nazi-Kollaborateurs Maurice Papon in der Schweiz wurde in Paris mit großer Erleichterung aufgenommen. Besonders erfreut zeigte sich Nazi-Jäger Serge Klarsfeld, der der Vereinigung der Söhne und Töchter der jüdischen Deportierten aus Frankreich vorsteht: "Papon ist nun in derselben Situation, die viele Juden gekannt haben: Er wird an die Grenze geleitet und dort den französischen Gendarmen ausgeliefert, die ihn ins Gefängnis bringen.

Die Abgeordneten in der Pariser Nationalversammlung klatschten Beifall, Premierminister Lionel Jospin gab sich "tief befriedigt": Die Nachricht von der Festnahme des früheren französischen Nazi-Kollaborateurs Maurice Papon in der Schweiz wurde in Paris mit großer Erleichterung aufgenommen. Besonders erfreut zeigte sich Nazi-Jäger Serge Klarsfeld, der der Vereinigung der Söhne und Töchter der jüdischen Deportierten aus Frankreich vorsteht: "Papon ist nun in derselben Situation, die viele Juden gekannt haben: Er wird an die Grenze geleitet und dort den französischen Gendarmen ausgeliefert, die ihn ins Gefängnis bringen."

Mit Papons Festnahme geht ein seit 18 Jahren dauernder französischer Justiz-Skandal zu Ende. Der heute 89-Jährige war zwischen 1942 und 1944 als Generalsekretär der Präfektur von Bordeaux an der Deportation hunderter französischer Juden in deutsche Vernichtungslager beteiligt. Obwohl dies seit langem bekannt war, kam erst 1981 ein Ermittlungsverfahren in Gang. Der Prozeß wurde immer wieder verschleppt und fand erst 1998 in Bordeaux statt.

Doch wiederum erfuhr Papon, der nach dem Krieg zum Polizeipräfekten von Paris und zum Budgetminister aufgestiegen war, eine Vorzugsbehandlung: Nach einer Nacht im Gefängnis wurde er wegen gesundheitlicher Beschwerden freigelassen. Auch nach dem Urteil - zehn Jahre Haft wegen Beihilfe zu Verbrechen gegen die Menschlichkeit - mußte Papon nicht ins Gefängnis. Die Laxheit der französischen Behörden nutzte er schließlich, um sich rechtzeitig vor dem Berufungsverfahren am Donnerstag in die Schweiz abzusetzen.

Papons spektakuläre Flucht löste in Frankreich einen regelrechten Schock aus. Denn zum einen präsentierte sich der ehemalige Nazi-Kollaborateur als Widerstandskämpfer, der wie Victor Hugo das "Exil" gewählt habe. Zum anderen schien Papon in die lange Reihe von französischen Kriegsverbrechern einzugehen, die ungeschoren davonkamen. Schließlich setzte der Papon-Freund Hubert de Beaufort das Gerücht in Umlauf, die Flucht sei von einem "gaullistischen Netzwerk" vorbereitet worden. Papons Helfershelfer hätten sogar Staatschef Jacques Chirac um Unterstützung gebeten, hieß es.

Zusätzlich vergiftet wurde das Klima durch das offensichtliche Versagen von Polizei und Justiz. Umso größer ist in Paris nun die Freude über die rasche Festnahme Papons: Zwischen dem Erlaß eines internationalen Haftbefehls am Donnerstag um 19.20 Uhr und der Verhaftung um 22.30 Uhr vergingen nur drei Stunden. Papon war zuvor von einem Mitarbeiter des Pariser Geheimdienstes "Renseignements Généraux" in der Schweiz aufgespürt worden. Auch die französische Justiz machte ihre Versäumnisse wieder gut: Nach ungewöhnlich eingehender Verhandlung wies das Kassationsgericht in Bordeaux am Donnerstag Papons Berufungsantrag zurück. Damit ist seine zehnjährige Haftstrafe rechtskräftig.

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