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Politik: Grüne Gipfel

Reinhold Messner soll mit Angelika Beer in Europa Stimmen holen – er würde dafür die italienische Liste verlassen

Von Matthias Meisner

Die Liste der Grünen zur Europawahl 2004 nimmt Konturen an. Außer der Grünen-Parteivorsitzenden Angelika Beer und dem bisherigen französischen Europaabgeordneten Daniel Cohn-Bendit wird sich wohl auch der Bergsteiger Reinhold Messner, der seit 1999 für die italienischen Grünen im Straßburger Parlament sitzt, um einen Spitzenplatz bemühen. Der Südtiroler Messner, der sich selbst im Internet als „Grenzgänger, Autor und Bergbauer“ vorstellt, bestätigte am Montag dem Tagesspiegel, dass einflussreiche Grüne darum werben, dass er im kommenden Jahr auf der deutschen Grünen-Liste zur Europawahl antritt. „Ich würde mich freuen, mit einer Truppe wie Cohn-Bendit und Co. für ein gemeinsames Europa zu kämpfen“, sagt der 58-Jährige.

Offiziell hat sich Messner noch nicht festgelegt, doch spricht viel dafür, dass er sich Anfang November bei einer Landesversammlung der bayerischen Grünen, nach der Landtagswahl, das Votum der dortigen Delegierten für seine Bewerbung holt. „Wenn man mich will, mache ich mit“, kündigt er an. Und spricht vom „verdienten Aufschwung“ der deutschen Grünen, von Joschka Fischer als „idealem Außenminister“ für Europa und davon, dass er selbst weiter daran arbeiten wolle, dass 400 Millionen Menschen, von Ungarn bis Portugal, von Lettland bis Slowenien, zu einem „europäischen Selbstverständnis“ finden.

Hinter Messners Bewerbung steht das Konzept der Parteispitze, die Europaliste „sehr prominent“ zu besetzen, wie Bundesgeschäftsführerin Steffi Lemke sagt – und ausdrücklich nicht nur mit deutschen Bewerbern. Auch ein Osteuropäer aus den EU-Beitrittsländern soll deshalb in Deutschland antreten, sich womöglich auf einer Regionalkonferenz für Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen sein Votum holen. Ein solches Votum empfehlen die Grünen für alle Bewerber – sicher haben es bisher nur der frühere Bundestagsabgeordnete Cem Özdemir und die Europaabgeordnete Heide Rühle in der Tasche – in Baden-Württemberg fand die entsprechende Konferenz bereits statt.

Der Bundesvorstand selbst wird keine Vorschlagsliste für Europa machen – und die Entscheidungen dem Bundesparteitag Ende November in Dresden überlassen. „Wie die Kandidaten gereiht werden, entscheidet sich dort“, sagt Lemke. Kampfabstimmungen sind absehbar. Die bisherigen Europa-Abgeordneten Heide Rühle, Hiltrud Breyer, Elisabeth Schroedter und Friedrich Wilhelm Graefe zu Baringdorf wollen wieder antreten. Als chancenreich gelten daneben Niedersachsens Fraktionsvorsitzende Rebecca Harms, NRW-Parteichef Frithjof Schmidt, die Bundestagsabgeordnete Ulrike Höfken sowie ihr Ex-Kollege Christian Sterzing. Ambitioniert sind ferner der frühere Hamburger Umweltsenator Alexander Porschke sowie der Berliner Abgeordnete Michael Cramer. Mindestens acht Abgeordnete wollen die deutschen Grünen nach Straßburg schicken.

Dass die Partei auf Zugpferde wie Cohn-Bendit oder Messner verzichtet, mag sich unter Grünen-Europaabgeordneten niemand vorstellen. Und auch ein guter Listenplatz für Parteichefin Beer gilt als sicher: Alles andere wäre „ein großer politischer Affront“, heißt es aus Brüssel.

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