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Grüne-Jugend-Jubiläum: "Kein Frontex, radikaler Klimaschutz“

Der Jugendverband „Grüne Jugend“ feierte letzten Freitag sein 15. Lebensjahr. Wir haben uns mit der 21-jährigen Bundessprecherin Kathrin Henneberger unterhalten und gefragt: Wofür stehen eigentlich die jungen Grünen?

Als Kathrin Henneberger geboren wurde, war die erste Generation der „Altgrünen“ bereits gemäßigt. Joschka Fischer warf schon lang keine Steine mehr gegen die Staatsmacht und hatte den Motorradhelm gegen Sportschuhe im hessischen Landtag getauscht.

Die Radikalität aus den Anfängen wich immer mehr dem demokratisch-politischen Engagement und war nur noch ansatzweise zu erkennen. Diese Radikalität wollten Mitglieder des Jugendverbandes der „Grünen Jugend“ wieder aufleben lassen, und zwar ohne Gewalt. Gegründet wurde der Verband als „Grün-Alternatives Jugendbündnis“.

Henneberger selbst gehört nun zur dritten Generation radikalerer Grünen, nachdem die zweite Generation stets einen gemäßigten Eindruck hinterließ. Bestes Beispiel für die zweite Generation ist der Bundesvorsitzende der Grünen Cem Özdemir, der bei den notorischen Demonstrationen gegen die Castor-Transporte ziemlich fehl am Platz wirkte und sich sichtlich unbeholfen verhielt.

Im Jahr 16 des jungen Grünenverbandes steht die neue, gewaltfreie Radikalität im Vordergrund. „Deshalb haben uns die Altgrünen schon immer gefürchtet“, sagt Henneberger stolz. Sie nennt den jungen Verband vollkommen unabhängig von der Mutterpartei, gibt aber gleichzeitig eine gewisse Abhängigkeit zu: „Wir sind zwar keine Kaderschmiede, aber natürlich gibt es immer wieder Leute aus unseren Reihen, die in der Mutterpartei Karriere machen“, sagt sie. Als Beispiele nennt sie dafür Malte Spitz und Nicole Maisch, die beide im Bundestag sitzen.

Radikal aber gewaltfrei

Radikaler sei diese neue Generation und leichter zu mobilisieren, schreibt Parteienforscher Professor Franz Walter. Er verweist vor allem auf die Zukunft der Grünen, einer Partei, die wie keine andere heftige Flügelkämpfe führt und deswegen ziemlich viele Meinungen abdeckt. Deshalb fühlen sich vor allem die 18 bis 59-Jährigen bei den Grünen stark repräsentiert. In dieser Altersschicht erreichen sie im Gesamtschnitt rund 10 Prozent der Wählerstimmen. Und genau das ist die Zukunft der „Grünen Jugend“, deren Mitglieder nicht älter als 28 sein dürfen. „Die Leute sollen bei uns eben nicht Karriere machen. Wenn, dann bei den Bundesgrünen“, sagt Henneberger.

Reibungspunkte mit den Bundesgrünen gibt es reichlich bei dem Jugendverband „Grüne Jugend“. „Wir sind absolut gegen Kohlekraftwerke und können nicht tolerieren, wenn die Schwarz-Grüne Koalition in Hamburg dafür stimmt. Das haben wir klar artikuliert“, sagt Henneberger und ergänzt: „Wir sind der Stachel bei Bündnis90/Die Grünen und sprechen immer wieder die unangenehmen Themen an“. Sie selbst besetzte das Kohlekraftwerk in Moorburg bei Hamburg mit. Wieder ertönt ein wenig Stolz ihrer Stimme als sie sagt: "Und jetzt habe ich eine Anzeige von denen am Hals wegen Hausfriedensbruchs.“

Anfangs schwieriges Verhältnis mit den Altgrünen

Die Altgrünen hätten die Jugendorganisation „Grüne Jugend“ seit der Gründung 1994 kritisch beäugt, da viele der Ansicht waren, dass die Grünen im Schnitt jung genug seien und keine Jugendorganisation brauchen, die zudem unkontrollierbar und unabhängig ist. „Aber heute sehen eigentlich alle eine sinnvolle Ergänzung zur Mutterpartei, jetzt wo auch einige Ehemalige von uns im Bundestag sitzen“, sagt Henneberger. Auch Christian Ströbele sehe das so und habe einen sehr guten Draht zum grünen Jugendverband. Außerdem sei über 15 Jahre hinweg durch den regen Zulauf bei der „Grünen Jugend“ der Altersschnitt bei der Mutterpartei automatisch gestiegen.

Öko-Sozialismus

Sozialistisch sei die „Grüne Jugend“ nicht, sagt Henneberger, aber Fanatiker der sozialen Gerechtigkeit und „Öko-Sozialisten“, die für eine nachhaltige Energiepolitik ohne Kohle- und Atomkraftwerke stehen. Sie fordern „bedingungslose Grundsicherung für Jeden, absolut gleiche Bildungschancen, kein Frontex“.

Mit "Frontex" meint Henneberger eine Organisation der Euroäischen Union, die das Abfangen von Flüchtlingen vor den europäischen Grenzen organisiert. „Die Flüchtlinge werden richtig schlecht behandelt, aber sie haben Menschenrechte, wie jeder andere auch“, sagt sie. „Außerdem ist Europa durch kurzsichtige Wirtschaftspolitik mitschuldig, dass die Menschen überhaupt erst versuchen nach Europa zu kommen. Wir müssen die soziale Frage mit der ökologische verknüpfen, gerade in Zeiten der weltweiten Finanzkrise“, ergänzt sie und hört sich an wie ein alter Hase im politischen Geschäft. (hyc)

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