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Jürgen Trittin

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Grüne Posse: Trittin rudert zurück: BaWü ist nicht Waziristan

Ist Baden-Württemberg, das Land der Radikalrealos, ein "Waziristan der Grünen"? Den Vergleich hat der Ex-Spitzenkandidat der Grünen nach einem Medienbericht gezogen. Jetzt stellt er klar: BaWü ist nicht Waziristan.

Jürgen Trittin ist nun nicht mehr der Ansicht, dass Baden-Württemberg das "Waziristan der Grünen" sei. In einem Brief an den "Spiegel" vom Mittwoch nimmt der frühere Grünen-Spitzenpolitiker und Ex-Bundesumweltminister seinen umstrittenen Vergleich zurück. "Baden-Württemberg ist nun einmal nicht das Waziristan der Grünen", schreibt Trittin an Nikolaus Blome, den Leiter des Hauptstadtbüros der Zeitschrift. Der Ausspruch, den Trittin auch am Mittwoch nicht ausdrücklich dementierte, fand sich im aktuellen Heft des Magazins - Trittin beklagte sich daraufhin beim "Spiegel", dass die vereinbarte Vertraulichkeit eines Gesprächs mit einer Redakteurin nicht gewahrt worden sei. In dem Brief vom Montag spricht Trittin von einem "nicht autorisierten Zitat". In dem Magazinbericht über Trittin - Titel: "Der Schattenkrieger" - heißt es, der Spitzenkandidat beider Bundestagswahl 2013 sehe eine Strömung von Radikalrealos, 10 bis 15 Prozent der Parteimitglieder, alle aus Baden-Württemberg, eben jenem "Waziristan der Grünen". Der Eindruck lag nahe, dass Trittin auch den baden-württembergischen Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann, der die Grünen auf einen stärker wirtschaftsfreundlichen Kurs bringen will, zu den Radikalen zählt. Waziristan ist jene Provinz in Pakistan, die als Rückzugsgebiet der afghanischen Taliban gilt, was im Zusammenhang mit Trittin den Eindruck nahelegt, dass er die Radikalrealos mindestens als extremistische Gruppe einschätzt.

Die Folge des umstrittenen Artikels war eine Mischung aus Posse und Peinlichkeit. Trittin zeigte sich getroffen und beleidigt, dass der "Spiegel" eine Zusage gebrochen habe, Zitate aus dem Gespräch mit der Autorin - laut Artikel "bei einem Italiener im Regierungsviertel" - autorisieren zu lassen. Blome sprach in einem Antwortschreiben an Trittin mit Bedauern von einem Missverständnis im Rahmen der Abwägung, was aus solch einem Gespräch ohne Autorisierung zitiert werden kann und was nicht. Im übrigen gebe es "offenkundig" keinen Dissens darüber, dass das Zitat gefallen sei. Trittin wiederum sprach am Mittwoch von einem solchen Dissens. Beim "Spiegel" sei wohl etwas schief gegangen. Was zu der Frage führt, ob die "Spiegel"-Journalistin das Zitat erfunden hat - was Trittin freilich nicht behauptet.

Die Strömung der Radikalrealos, unterstützt auch von einfachen Realos, reagierte amüsiert bis pikiert auf Trittins Einlassung - die von ihm als "keine öffentliche Äußerung" bezeichnet wurde. Grünen-Bundesgeschäftsführer Michael Kellner etwa sagte dem Tagesspiegel, eine solche Form der innerparteilichen Auseinandersetzung schade der Partei. Er nannte den Waziristan-Vergleich eine "Diffamierung". Parteichef Cem Özdemir, gemäßigter Realo aus Baden-Württemberg, forderte eine Klarstellung und Entschuldigung. „Die Äußerungen von Jürgen Trittin sind völlig überzogen. Ich weiß nicht, welcher Teufel ihn da geritten hat.“ Für den hessischen Spitzen-Grünen Tarek Al-Wazir, der in einer Koalition mit der CDU regiert, hat Trittin gezeigt, was ihm fehle: "Stil ".

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