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Politik: Grüne streben vier Ministerposten an

BONN .SPD und Bündnis90/Grüne haben in internen Sitzungen am Dienstag in Bonn die ersten Positionen für die Koalitionsverhandlungen festgelegt, die am Freitag beginnen sollen.

BONN .SPD und Bündnis90/Grüne haben in internen Sitzungen am Dienstag in Bonn die ersten Positionen für die Koalitionsverhandlungen festgelegt, die am Freitag beginnen sollen.Die Grünen-Parteichefin Gunda Röstel deutete an, daß ihre Partei vier Ministerposten fordern wird.Fraktionssprecher Joschka Fischer brachte nach Tagesspiegel-Informationen am Montag abend bei einem Treffen des realpolitischen Flügels seiner Partei intern Gunda Röstel für ein Ministeramt in einer rot-grünen Regierung ins Gespräch.

Fischer selbst wird als künftiger Außenminister gehandelt.Bundestagsvizepräsidentin Antje Vollmer bezeichnete es als eine "Selbstverständlichkeit", daß der Spitzenpolitiker der Grünen dieses Amt bekommt.Dagegen gibt es in der SPD Widerstände.Frau Vollmer sagte vor der ersten Sitzung der neuen Fraktion von Bündnis90/Grüne, es sei immer so gewesen, daß der kleinere Koalitionspartner dieses Amt bekommen habe.Als dritter Ministerkandidat der Grünen ist ihr Vorstandssprecher Jürgen Trittin im Gespräch.

Trittin begrüßte es am Dienstag in Bonn, daß die SPD den auszuhandelnden Koalitionsvertrag wie die Grünen in der zweiten Oktoberhälfte von einem Sonderparteitag absegnen lassen will.Das sei "im Interesse der Stabilität der Regierung auf jeden Fall vernünftig", sagte er.Zu den inhaltlichen Forderungen in den Koalitionsgesprächen mit der SPD, die der Bundesvorstand seiner Partei in Bonn beriet, wollten sich weder Trittin noch Röstel äußern."Kluge Verhandlungsstrategien zeichnen sich dadurch aus, daß man sie nicht auf dem Markt der Öffentlichkeit präsentiert", sagte Trittin.

Der designierte Bundeskanzler Gerhard Schröder meinte bei der ersten Zusammenkunft der neuen SPD-Bundestagsfraktion, "die vor uns stehenden Verhandlungen werden sicher nicht einfach".Für die SPD seien wirtschaftliche Stabilität, innere Sicherheit und außenpolitische Kontinuität eine "Richtschnur" für die Gespräche, die unantastbar sei.Schröder sagte aber auch, "wir wollen, daß das ein Erfolg wird".Er begründete die Verhandlungen mit den Grünen mit den Worten, Rot-Grün "ist die Logik des Wahlergebnisses"."In der Bundesrepublik hätte es niemand verstanden, wenn wir eine andere Entscheidung getroffen hätten", sagte Schröder.Die Fraktion gab der Parteiführung dafür freie Hand.

Bereits vor seinem Auftritt vor der Fraktion hatte Schröder seine Forderung nach einem neuen Bündnis für Arbeit bekräftigt."Ich setze auf Gesprächsbereitschaft, und keiner sollte dem anderen Vorbedingungen stellen", sagte er mit Zielrichtung auf die Wirtschaft, die sich gegen die von Schröder im Wahlkampf angekündigte Rücknahme von Sozialkürzungen der Regierung Kohl ausgesprochen hatte.Schröder erinnerte vor der Fraktion daran, daß die neu gewählte Regierung im kommenden Jahr nach Berlin zieht."Ich freue mich sehr darauf, der erste deutsche Bundeskanzler zu sein, der von Berlin aus regieren wird", sagte er.

Vor diesem Hintergrund wurde in Bonn mit Aufmerksamkeit registriert, daß auf eigenen Wunsch auch der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Wolfgang Clement (SPD) an den Koalitionsverhandlungen am Freitag teilnehmen will.Er will bei den Gesprächen darauf achten, daß die von Schröder geplante Verkleinerung des Bundeskabinetts nicht zu Lasten Bonns geht.Im Bonn-Berlin-Gesetz war vereinbart worden, daß acht Ministerien in Bonn bleiben.

CARSTEN GERMIS

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