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Politik: Grünen-Fraktionschefin Müller glaubt nicht an Rot-Gelb in NRW - die Angst davor geht in Berlin dennoch um

Die Fraktionsvorsitzende der Grünen im Bundestag, Kerstin Müller, gibt sich zuversichtlich. "Der Fundus an Gemeinsamkeiten ist groß genug", sagt sie.

Die Fraktionsvorsitzende der Grünen im Bundestag, Kerstin Müller, gibt sich zuversichtlich. "Der Fundus an Gemeinsamkeiten ist groß genug", sagt sie. Rot-Grün in Nordrhein-Westfalen habe eine gemeinsame Basis, und "wenn der politische Wille da ist, die rot-grüne Koalition fortzusetzen, kann ich nicht sehen, warum die Gespräche scheitern könnten". Die Frage ist, ob der politische Wille beim Koalitionspartner SPD noch groß genug ist. NRW-Ministerpräsident Wolfgang Clement hegt durchaus Sympathien dafür, für die nächsten fünf Jahren mit den Freidemokraten zusammenzugehen.

Kerstin Müller wiegelt ab. Sie spricht von "Ritualen der Macht", mit denen Clement die Grünen unter Druck setzen will. Die Fraktionsvorsitzende, deren Heimat in Nordrhein-Westfalen liegt, gehört zur Verhandlungskommission ihrer Partei. Mit ihr sitzt also auch die Bundesspitze der Partei am Tisch, wenn Rot und Grün an diesem Wochenende ihre Koalitionsgespräche beginnen. In Berlin arbeitet die Koalition mittlerweile nahezu geräuschlos. "Die Koalition in Berlin ist sehr stabil", meint Kerstin Müller.

Dennoch fürchten die Grünen die politischen Wellen, die von einem rot-gelben Bündnis in Düsseldorf ausgehen würden. "Natürlich hätte so eine Entscheidung auch eine Signalwirkung auf Berlin", sagte Kerstin Müller dem Tagesspiegel. Angst, dass auch Bundeskanzler Gerhard Schröder plötzlich seine Vorlieben für die Liberalen entdeckt und noch während der Wahlperiode bis 2002 die Pferde wechselt, haben die Grünen dabei aber nicht. Ihre Hoffnung bleibt, dass Clement letztlich auch wegen der Auswirkungen auf Berlin bei Rot-Grün in Düsseldorf bleibt. Unterstützt fühlen sie sich dabei vor allem durch den nordrhein-westfälischen Landesvorsitzenden der Sozialdemokraten, SPD-Generalsekretär Franz Müntefering. Müntefering, der starke Mann in der SPD hinter Gerhard Schröder, macht sich stark für Rot-Grün, auch weil er die Bundespolitik im Blick hat.

Kerstin Müller glaubt auch nicht, dass die Basis der nordrhein-westfälischen SPD Clement folgen würde, wenn er ernsthaft ein sozial-liberales Bündnis anstrebt. "Eine solche Koalition, die für kalte Modernisierung steht, findet keine Zustimmung", meint sie.

So sehr sich Kerstin Müller in Düsseldorf auch für das Bündnis mit Clement einsetzt, sie selbst zieht es nicht von der Spree an den Rhein. Gerüchte, die am Freitag vermutlich von der SPD gestreut wurden, Clement wünsche sich Kerstin Müller in seinem Kabinett und sie würde diesen Schritt möglicherweise gehen, dementierte sie ohne Einschränkung. Umweltministerin Bärbel Höhn und Bauminister Michael Vesper sind die unumstrittenen Kandidaten der Grünen, auch wenn Clement mit ihnen seine Probleme hat. "Eine Koalition ist schließlich keine Liebesheirat, sondern eine Vernunftehe", meint Müller und warnt die SPD davor, dem Koalitionspartner in Personalfragen Vorschriften zu machen.

Carsten Germis

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