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Guantánamo: Pentagon veröffentlicht Namen von Gefangenen

Nach einem verlorenen Rechtsstreit hat das Pentagon die Namen von hunderten Gefangenen auf dem umstrittenen Stützpunkt Guantánamo veröffentlicht. Dort werden zur Zeit rund 500 Terrorverdächtige festgehalten.

Washington - Das US-Militär hat nach jahrelangem Widerstand und massiver Kritik auf gerichtlichen Druck erstmals die Namen von hunderten Gefangenen auf dem umstrittenen Stützpunkt Guantánamo veröffentlicht. Sie sind in mehr als 5000 Seiten mit Vernehmungsprotokollen enthalten, die das Pentagon am Freitag auf seine Webseite stellte. Daraus gehen auch erstmals für die Öffentlichkeit zugänglich Einzelheiten über die Vorwürfe gegen die Gefangenen und die umstrittenen Verhöre hervor.

Viele der mehr als 300 in den Papieren genannten Gefangenen protestieren bei den Vernehmungen gegen ihre Haft und beteuern ihre Unschuld. Andere bekennen sich zu Diensten für die Taliban in Afghanistan und das Terrornetzwerk El Kaida.

Parallel veröffentlichte die Zeitschrift «Time» diese Woche auf ihrer Webseite einen 84-seitigen Bericht mit Einzelheiten über schwere Misshandlungen eines Häftlings. Es handelt sich nach Angaben der Zeitung um ein Geheimprotokoll des Militärs. Die Anwälte des Häftlings, Mohamed al Katani, werfen dem Militär Folter vor. Katani sei wochenlang in einer Zelle mit gleißendem Licht festgehalten worden, über Tage hinweg rund um die Uhr ohne Schlaf verhört worden und habe teilweise nicht zur Toilette gehen dürfen.

Die vom Pentagon veröffentlichten Vernehmungsprotokolle waren teilweise bekannt, allerdings bislang nur mit geschwärzten Namen veröffentlicht worden. Dagegen hatte die US-Nachrichtenagentur ap erfolgreich geklagt. Die Namen der meisten Gefangenen waren auch bekannt, entweder durch Anwälte oder Angehörige oder im Fall von Ausländern durch die Regierungen ihrer Heimatländer. Das Pentagon hatte sich aber stets geweigert, diese Informationen von sich aus zu veröffentlichen, um, wie es hieß, die Familien zu schützen.

Auf dem Stützpunkt hält das US-Militär seit Anfang 2002 Gefangene fest, die überwiegend in Afghanistan und Pakistan aufgegriffen wurden. Die USA halten sie für feindliche Kämpfer, denen keine Rechte als Kriegsgefangene zustehen. Sie fürchten, dass die Männer nach einer Freilassung die Waffen gegen die USA erheben und wollen sie deshalb unbefristet festhalten. Etwa einem Dutzend soll der Prozess gemacht werden. Auf dem Stützpunkt waren zeitweise mehr als 600 Männer. Dutzende wurden in ihre Heimatländer abgeschoben. Zur Zeit sind nach Angaben des Pentagons noch 490 Männer dort. (tso/dpa)

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