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Politik: Gute Deutsche

Nehmen wir mal an, ein islamisches Land - zum Beispiel Libyen oder Irak - greift Deutschland militärisch an. Müssen die in Deutschland lebenden Türken zur Verteidigung Deutschlands aktiv beitragen oder sollten sie sich da raushalten?

Nehmen wir mal an, ein islamisches Land - zum Beispiel Libyen oder Irak - greift Deutschland militärisch an. Müssen die in Deutschland lebenden Türken zur Verteidigung Deutschlands aktiv beitragen oder sollten sie sich da raushalten? Diese Frage stellte die Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS) im vergangenen Sommer im Rahmen einer Umfrage 326 Personen mit türkischem oder deutschem Pass. Ursprünglich sollten 800 Personen befragt werden, aber mehr als die Hälfte lehte die Befragung jedoch ab. Die Mehrheit der Türken stehen demnach loyal gegenüberüber ihrer Wahlheimat. Die Hälfte (50 Prozent) entschied sich für einen aktiven Verteidigunsbeitrag, 21 Prozent zogen es vor, sich rauszuhalten und knapp ein Viertel konnte oder wollte sich in dieser Frage nicht entscheiden. Ebenso gaben 55 Prozent an, dass sie sich emotional mit Deutschland verbunden fühlen. Demgegenüber haben knapp ein Viertel der befragten Personen schwache Bindungen an Deutschland. Auch bei anderen Fragen zur Verbundenheit lagen die Werte je nach Befragungsgruppe zwischen 45 und 55 Prozent. Laut der Studie sind sogar mehr Türken (80 Prozent) als Deutsche (74 Prozent), zufrieden mit der Demokratie in Deutschland. Etwa fünf Prozent lehnen die Demokratie als gesellschaftliches und politisches Systemen ab.

Bei dieser Direkt-Umfrage, die von zweisprachigen Interviewern durchgeführt wurde, wollte die Konrad-Adenauer-Stiftung die Einstellung der in Deutschland lebenden Türken zu Staat und Gesellschaft feststellen. Stephan Eisel, Leiter der Hauptabteilung "Innenpolitik und Soziale Marktwirtschaft" der CDU-nahen Stiftung zeigte sich überrascht über diese Ergebnisse. "Entgegen vielfacher Vermutungen fühlen sich die meisten Türken sehr verbunden mit Deutschland", sagte er bei der Präsentation der ersten Auswertungen vor Journalisten. Zwar habe mehr als die Hälfte der Türken in Deutschland das Gefühl von Diskriminierung gehabt. Aber solche Erfahrungen würden nicht auf das deutsche Gesellschaftssytem übertragen.

Die Befragten wurden zufällig in den westdeutschen Bundesländern nach ihren türkischen Namen ausgewählt, weil in den ostdeutschen Bundesländern wenig türkischstämmige Menschen leben. Die 2,1 Millionen Türken stellen die größte Gruppe unter Migranten. Zudem leben in Deutschland etwa 500 000 Deutsche türkischer Herkunft. Die Erhebung ergab auch, dass die Säkularisierung unter ihnen "erstaunlich hoch" ist. Der weitaus größte Teil (77 Prozent) bekennt sich zu einem toleranten Islam, der das Christentum als gleichwertige Religion anerkennt.

Suzan Gülfirat

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