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Guttenberg-Auftritt: Abschied vom Doktor in Kelkheim

Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg räumt Fehler ein und entschuldigt sich „von Herzen“ bei den unausgewiesen Zitierten. Seine Entschuldigung verbindet der Minister mit Kritik an den Medien und der "Hauptstadtpresse".

Als die Prominenz in die völlig überfüllte Stadthalle in Kelkheim einzieht, intoniert die Blaskapelle den bayerischen Defilieriermarsch. Sogar CSU-Fähnchen haben sie aufgestellt. Wie in den Vorjahren, als die CSU-Politiker Edmund Stoiber und Horst Seehofer Ehrengäste beim traditionellen „Valentinstag“ der Kelkheimer CDU waren. Aber als sich Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg, seinen Weg durch die Reihen bahnt, donnert der AC/DC-Hit „Hells Bells“ durch die Halle, vom Tonband. Fünf Wochen vor der hessischen Kommunalwahl hätte er frischen Wind in den eher müden Wahlkampf in Hessen bringen sollen.

Aus gegebenem Anlass braucht Guttenberg allerdings eher Aufmunterung, als die hessischen Parteifreunde. Und die bekommt er. Der stellvertretende CDU-Stadtverbandsvorsitzende, Thomas Weck, ruft ihm zu: „Sie haben immer die Sache im Blick und nicht die Mediendemokratie.“ Der CDU-Landesvorsitzende, Ministerpräsident Volker Bouffier, sagt: „Die deutsche Politik braucht Dich und wir stehen fest an Deiner Seite.“ Guttenberg dankt für den „wunderbaren Empfang nach einem unglaublich gemütlichem Wochenende“. Seine „wenn man so will Affäre“ geht er zunächst humorig an. „Hier steht das Original und nicht das Plagiat“, sagt er. Gravierende Fehler habe er gemacht und gegen den Kodex wissenschaftlicher Arbeit verstoßen. Er habe offensichtlich die Übersicht über seine Quellen verloren. Jedoch habe er die Arbeit selbst verfasst. „Daher stehe ich auch zu dem Blödsinn darin“, versicherte der Minister. Die Entscheidung, den Titel nicht mehr zu führen, sei richtig gewesen. Anders als am vergangenen Freitag spricht er diesmal nicht vom „vorrübergehenden“ Verzicht. Er entschuldigt sich „von Herzen“ bei den unausgewiesen Zitierten. Er bedauert den Schaden, der seinem honorigen Doktorvater und der Universität Bayreuth entstanden sei. Sein Sprecher sagt, Guttenberg werde nun endgültig auf seinen Doktortitel verzichten. Seine Entschuldigung verbindet der Minister mit Kritik an den Medien und der „Hauptstadtpresse“. Dass die Plagiatsvorwürfe tagelang die Nachrichten über drei getötete Bundeswehrsoldaten und mehrere Verletzte aus den Schlagzeilen verdrängt hätten, sei kein Beleg für exzellenten Journalismus. Der Saal tobt, auch als Guttenberg versichert, er werde nicht zurücktreten: „Im Sturm geht man nicht von Deck.“

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