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Hacker-Netzwerk Anonymous: Attacke auf israelische Internetseiten

Seit Tagen hatten Teile des Hackernetzwerkes "Anonymous" dazu aufgerufen einen massiven Angriff auf Israel zu starten - nun wurden Internetseiten von Regierung und Unternehmen attackiert.

Angekündigt waren die Attacken erst für den Sonntagabend. Aber schon vom Morgen an waren Internetseiten in Israel, insbesondere Regierungsseiten, Ziele von Hackerangriffen. Die Netzrepräsentanz des Gesundheitsministeriums war zwischenzeitlich zumindest nicht mit Erfolg ansteuerbar, auch bei der Netzseite des Verteidigungsministeriums hatte man zeitweise Schwierigkeiten durchzukommen. Hacker behaupteten, sie hätten Daten des Gesundheitsministeriums von dessen Server abgezogen und veröffentlicht und zeitweise die Seite des Premierministers gestört.

Wie viel Störungen oder welchen Schaden die seit einigen Tagen angekündigten Angriffe von Hackern auf Israels Internet-Infrastruktur tatsächlich angerichtet haben oder am Abend noch anrichten würden können, war am Sonntag nicht seriös abzuschätzen. Nach israelischen Medienberichten wurden Banken und Ministerien angegriffen, was ein Sprecher des israelischen Cyber-Abwehr-Zentrums bestätigte. Israelische Medien berichteten am Sonntag auch von Problemen des Regierungsbüros für Statistik, auch die Seite der Börse sei betroffen gewesen, ebenso die des Finanzministeriums. Am Nachmittag zumindest funktionierten viele der genannten Seiten aber wieder – oder immer noch. Auch kleinere Unternehmen seien angegriffen worden. Großen Schaden habe es nicht gegeben, bilanzierte die Cyber-Abwehr vorläufig. „Anonymous“ habe nicht die Fähigkeiten, Israels vitale Infrastruktur zu zerstören.

Unter dem Label „opisrael“ hatten Teile des Hackernetzwerks „Anonymous“ seit Tagen dazu aufgerufen, einen massiven Angriff auf Israel zu starten. Israel müsse von der Landkarte des Internets getilgt werden, wurden die Hacker zitiert. Und das am Vorabend des Holocaust-Tages in Israel. Die Netzseiten, von denen aus die Angriffe angestoßen worden waren, gaben am Sonntag keinen guten Aufschluss mehr über den Charakter der Aktion. Israelische Hacker hatten die Seiten teilweise ihrerseits gekapert und israelfreundliche Texte eingestellt. Eine deutsche „Anonymous-Gruppe“ distanzierte sich per Twitter von „opisrael“: „Des Weiteren distanzieren wir uns diesmal von der #OpIsrael + Aktionen (Welche zum größten Teil von US Anons geführt wird). #Anonymous“, hieß es auf Twitter. Über die Aktion wurde im Netz vehement gestritten. Auch die Frage, ob tatsächlich ein relevanter Teil von „Anonymous“ hinter der Attacke stand oder nicht eher ein Zusammenschluss arabischer Hacker, wurde diskutiert.

Erst im November hatte das Netzwerk Israels Internet-Infrastruktur angegriffen, als Vergeltung für die israelischen Angriffe auf Gaza. Auch die jetzige Aktion richtete sich gegen die Palästinenser-Politik der Regierung.

Shlomi Dolev, ein Experte für Netzwerk-Sicherheit und Kryptografie an der Ben-Gurion-Universität, sagte der Nachrichtenagentur AP, diese Art von Angriffen würde immer häufiger werden.

„Es ist ein guter Test für unser Verteidigungssystem und wir werden besser wissen, wie wir mit noch ernsthafteren Drohungen in der Zukunft umgehen müssen.“ Dolev wies aber auch darauf hin, dass „Anonymous“ die Hauptangriffe für den Abend angekündigt hatte. Die Hacker hätten bislang nur geringen Erfolg gehabt, die Netzseiten der Regierungen und Unternehmen zu übernehmen und zu verändern. Er rechnete für den Abend deshalb mit massiven so genannten „Denial of Service“-Angriffen, bei denen die Netzseiten mit automatisierten Anfragen überschwemmt und so zum Zusammenbrechen gebracht werden. Israel sei aber gut gewappnet, mit den Angriffen umzugehen. „Das ist ein echter Kampf“, zitiert ihn AP.

Professor Jizhak ben Israel, Gründer der Cyber-Abwehr, erläuterte im Gespräch mit dem Armeeradio, es sei offensichtlich nicht die Absicht der Hacker, die Infrastruktur des Landes zu schädigen, „dann hätten sie das nicht vorher angekündigt. Die wollen wahrscheinlich Aufmerksamkeit für die Debatte über den israelisch-palästinensischen Konflikt erzeugen.“ Ben Israel erläuterte weiter, „das Land war diesmal viel besser vorbereitet als vor einem Jahr, als Börse und Fluggesellschaft El Al hart getroffen wurden“.

Guy Misrachi von der auf Hackerangriffe spezialisierten Firma Cyberia bestätigte im öffentlichen Rundfunk, schon seit Tagen habe es „bedeutende Attacken“ gegeben. Nach seinen Angaben wurden am Samstag „mehrere von der Regierung betriebene Websites geentert; auf einigen wurden Nachrichten platziert, auf anderen Daten gestohlen“. (mit AFP)

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