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Der letzte mutmaßliche Kriegsverbrecher aus dem früheren Jugoslawien. Goran Hadzic am Montag vor dem UN-Tribunal in Den Haag. Foto: Reuters

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Politik: Hadzic erstmals vor UN-Tribunal

Mutmaßlicher Kriegsverbrecher will sich vorerst nicht zur Schuldfrage äußern

Den Haag - Fünf Tage nach seiner Festnahme ist der letzte mutmaßliche Kriegsverbrecher aus dem früheren Jugoslawien zum ersten Mal vor seinen Richtern in Den Haag erschienen. Bei der Anhörung am Montag machte der einstige Führer der serbischen Minderheit in Kroatien, Goran Hadzic, von seinem Recht Gebrauch, sich vorerst nicht zur Anklage zu äußern. Sein Mandant wolle die Möglichkeit nutzen, dies erst später zu tun, erklärte der Pflichtverteidiger Wladimir Petrovic. Zuvor hatte der Vorsitzende Richter O-Gon Kwon dem Angeklagten erläutert, dass er 30 Tage Zeit habe, um auf schuldig oder nicht schuldig zu plädieren. Petrovic sagte, diese Bedenkzeit werde Hadzic in Anspruch nehmen.

Die Staatsanwaltschaft wirft Hadzic in insgesamt 14 Anklagepunkten vor, für die Ermordung hunderter kroatischer Zivilisten und die Zwangsvertreibung zehntausender weiterer Kroaten durch serbische Truppen verantwortlich zu sein.

Die Anklage umfasst eines der schwersten Verbrechen während des Kroatien-Krieges Anfang der 90er Jahre. Dabei waren in der Stadt Vukovar im November 1991 mehr als 200 Kroaten ermordet worden. Hadzic bestätigte bei der kurzen ersten Anhörung, dass er die inzwischen von der Staatsanwaltschaft aktualisierte Anklageschrift gelesen und verstanden habe.

Hadzic war bereits 2004 wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit angeklagt worden und seitdem auf der Flucht, bis er am vergangenen Mittwoch im Norden Serbiens festgenommen wurde. Am Freitag lieferte die Belgrader Justiz ihn an das Jugoslawien-Tribunal in Den Haag aus. Damit kann nun auch dem letzten von insgesamt 161 wegen schwerster Verbrechen während der Jugoslawien-Kriege angeklagten Verdächtigen der Prozess gemacht werden. Ende Mai war der Ex-Kommandeur der bosnischen Serben, Ratko Mladic, nach jahrelanger Flucht in Serbien gefasst worden.

20 Jahre nach dem Mord an dem deutschen Reporter Egon Scotland in Kroatien erinnerten „Reporter ohne Grenzen“ und „Journalisten helfen Journalisten“ daran, dass die Tötung von Reportern nicht ungesühnt bleiben darf. „Die meisten Täter gehen straffrei aus“, sagte der Vorstandssprecher von „Reporter ohne Grenzen“, Michael Rediske. Der Verantwortliche für Scotlands Ermordung ist bis heute nicht gefasst worden. Aufschluss erhoffen sich die Organisationen von dem Prozess gegen Hadzic. dpa/epd/AFP

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