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Politik: Haftstrafen für drei britische Soldaten

Nach der Erniedrigung von Zivilisten bei Basra / Medien spüren misshandelte Iraker auf

Ein Militärgericht in Osnabrück hat am Freitagabend drei britische Soldaten wegen der Misshandlung irakischer Zivilisten zu Haftstrafen von fünf Monaten sowie eineinhalb und zwei Jahren verurteilt. Die Soldaten werden außerdem unehrenhaft aus der Armee entlassen. Die verurteilten Soldaten werden ihre Strafen in zivilen Haftanstalten absitzen.

Das Trio war überführt worden, im Mai 2003 nahe der Stadt Basra irakische Zivilisten geschlagen und erniedrigt zu haben. Eine Jury hatte am Mittwoch nach insgesamt sieben Wochen Verhandlung zunächst einen Schuldspruch gefällt.

Ein vierter Soldat aus derselben Einheit war bereits im Januar zu einer Freiheitsstrafe in Höhe von 18 Monaten verurteilt worden. Er hatte seine Kameraden dabei fotografiert, als diese wegen Plünderei festgenommene irakische Zivilisten misshandelt hatten. Die Vorfälle geschahen bei der „Operation Ali Baba“ genannten Jagd auf Plünderer im Hilfsgüterlager „Bread Basket“ (Brotkorb) bei Basra. Der zur Tatzeit 18-jährige Soldat hatte sich im Prozess gegen die jetzt zwischen 25 und 33 Jahre alten Verurteilten als Kronzeuge zur Verfügung gestellt. Im Gegenzug hatte die Staatsanwaltschaft vier von sieben Anklagepunkten gegen ihn fallen lassen.

Die Verteidiger der in Osnabrück vor Gericht stehenden Unteroffiziere kritisierten, ihre Mandanten würden zu Sündenböcken gemacht. Prozessbeobachter gehen davon aus, dass sich die Führungsspitze der britischen Armee auch nach dem Urteil gegen die drei Soldaten auf weitere Fragen gefasst machen muss. Zeugen hatten die Zustände in dem von britischen Einheiten bewachten Hilfsgüterlager als unprofessionell bezeichnet. Zudem habe der Befehl des Lagerkommandanten, irakische Plünderer „hart anzupacken“, gegen die Genfer Konvention verstoßen.

Unterdessen haben britische Medien nach eigenen Angaben die Geschädigten im Irak ausfindig gemacht. Sie waren im Prozess nicht als Zeugen gehört worden, weil sie angeblich nicht gefunden werden konnten. Nach Angaben der Medien sei es kein größeres Problem gewesen, die Iraker zu finden. Sie hätten sich auf Fotos selbst wiedererkannt und schwere Vorwürfe gegen die britischen Soldaten gerichtet. (mit dpa)

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