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Dieses Jahr hat Noch-Präsident Donald Trump die Begnadigung wörtlich genommen und auf einen politischen Weggefährten ausgedehnt

© Yuri Gripas/REUTERS

Schwerkriminelle und verurteilte Ex-Mitarbeiter: Wer jetzt darauf hofft, von Trump begnadigt zu werden

Trump wird nicht nur Michael Flynn begnadigen. Viele Straftäter dürfen hoffen – auch Kokainhändler und ein Zoo-Besitzer, der Killer auf Tierschützer ansetzte.

In den USA ist Thanksgiving, die amerikanische Variante des Erntedankfestes. Traditionell „begnadigt“ zu diesem Anlass der US-Präsident auch immer einen Truthahn, der ansonsten auf dem Teller gelandet wäre.

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Dieses Jahr hat Noch-Präsident Donald Trump die Begnadigung wörtlich genommen und auf einen politischen Weggefährten ausgedehnt: Er verkündete die „vollständige Begnadigung“ seines früheren Nationalen Sicherheitsberater Michael Flynn. Das ist vor allem deshalb politisch brisant, weil der Ex-General in die Russland-Affäre verstrickt ist.

Flynn hatte sich schuldig bekannt, die US-Bundespolizei FBI über seine Kontakte zum früheren russischen Botschafter in den USA belogen zu haben. Er hatte im Dezember 2016 - zwischen Trumps Wahlsieg und Amtsantritt - mit dem damaligen russischen Botschafter über die Sanktionen gegen Russland gesprochen.

Im Februar 2017 trat Flynn deswegen nach nur rund drei Wochen im Amt als Sicherheitsberater zurück.

Donald Trump begnadigt einen Truthahn
Donald Trump begnadigt einen Truthahn

© Susan Walsh/AP/dpa

Mit Flynns Begnadigung schürt der Präsident zugleich die Hoffnung treuer Trumpisten aber auch weitgehend unbekannter Straftäter, in seinen letzten Amtswochen auf eine regelrechte Welle der Gnade hoffen zu dürfen.

Trumps Gnadenwelle könnte hunderten Straftätern zugutekommen

Laut einem Bericht der „New York Times“ arbeitet ein Team unter der Leitung von Trumps Schwiegersohn Jared Kushner aktuell mit Hochdruck daran, das Strafgesetzbuch so zu überarbeiten, dass sogar Hunderte Straftäter begnadigt werden könnten. Sie sitzen unter anderem wegen Drogendelikten, Postbetrug oder Geldwäsche im Gefängnis.

Prominenteste Beispiele für weitere Begnadigungen dürften indes zwei weitere alte Bekannte aus der Russland-Affäre sein: Demnach bemühen sich auch Rick Gates und George Papadopoulos um Begnadigungen.

Die beiden ehemaligen Trump-Kampagnenberater waren ebenfalls im Rahmen der Russlanduntersuchung verurteilt worden. „Der Präsident weiß, wie sehr diejenigen von uns, die für ihn gearbeitet haben, gelitten haben, und ich hoffe, dass er dies berücksichtigt, falls und wenn er Begnadigungen gewährt“, sagt Gates.

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Hinzu kommen weitere Personen aus dem Dunstkreis der Russland-Affäre:

„Es werden Listen von Personen in Umlauf gebracht“, sagte Brandon Sample, ein Anwalt aus Vermont, der sich auf Begnadigungen durch den Präsidenten spezialisiert hat, der „New York Times“. Er hat demnach bereits mehrere Namen von Personen vorgelegt, die in Betracht gezogen werden sollen.

Und so hoffen über die Russland-Affäre hinaus auch diese Trumpisten, die sich aus anderen Gründen einer Bundesanklage stellen und eine Verurteilung fürchten müssen, auf Gnade:

Auf der langen Liste möglicher Trump-Begnadigungen finden sich aber nicht nur politisch Verbündete, sondern laut „New York Times“ auch Personen wie Russell Bradley Marks. Er war inhaftiert worden, nachdem er sich 1992 wegen Kokain-Handels schuldig bekannt hatte.

Oder auch Joseph Maldonado-Passage. Der ehemalige Zoo-Besitzer – auch als „Joe Exotic“ bekannt – sitzt seit einem Jahr im Gefängnis, weil er versucht hat, einen Auftragskiller anzuheuern, um einen Tierrechtsaktivisten zu töten. Seine Unterstützer sollen versucht haben, Trumps Aufmerksamkeit zu bekommen, in dem sie im Washingtoner Trump International Hotel eine Rechnung über stolze 10.000 Dollar bezahlten.

Vielleicht wird der wichtigste Begnadigte Trumps am Ende aber auch er selbst sein, oder zumindest jemand aus seiner Familie. Die Gerüchte über eine mögliche Selbst-Begnadigung des Präsidenten halten sich hartnäckig. Ebenso beharrlich verweisen juristische Experten darauf: das ist rechtlich nicht möglich – eigentlich.

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