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Hamburg: Naumann soll die SPD retten

Der Zeit-Herausgeber und ehemalige Kulturstaatsminister Michael Naumann hat der Hamburger SPD seine Spitzenkandidatur für die Bürgerschaftswahlen 2008 zugesichert. Die Partei zeigt sich begeistert.

Hamburg/Berlin - Der frühere Kultur-Staatsminister Michael Naumann soll die Hamburger SPD als Spitzenkandidat in die Bürgerschaftswahl 2008 führen. Mit einem entsprechenden Vorschlag stellte die Findungskommission der Landes-SPD die Weichen für eine Beilegung der wochenlangen Führungskrise, die mit dem Rücktritt des gesamten Landesvorstandes vor einer Woche ihren Höhepunkt gefunden hatte. SPD-Chef Kurt Beck und Generalsekretär Hubertus Heil bezeichneten den 65-jährigen Naumann als den "richtigen Mann für Hamburg". Zugleich begrüßten beide SPD-Politiker, dass Hamburgs SPD "den Weg aus ihrer schwierigen Situation aus eigener Kraft" gefunden habe.

Als neuen SPD-Landeschef schlug die neunköpfige Findungskommission den Vize-Chef der Hamburger SPD-Fraktion, Ingo Egloff, vor. Die endgültigen Personalentscheidungen soll nun ein Landesparteitag am 24. März treffen. Zuvor hatten Hamburgs Altbürgermeister Henning Voscherau und Presseberichten zufolge auch der Hamburger SPD-Fraktionschef Michael Neumann es abgelehnt, als SPD-Herausforderer von CDU-Bürgermeister Ole von Beust in die Wahl zu ziehen.

Vorübergehend Chefredakteur der "Zeit"

Der im anhaltinischen Köthen geborene Naumann war vom Februar 1999 bis November 2000 Staatsminister für Kultur und Medien in der damaligen Bundesregierung von Kanzler Gerhard Schröder (SPD). Innerhalb der SPD übte der Rechtsanwaltssohn bislang keine Parteifunktionen aus. Nach seinem Ausscheiden als Kultur-Staatsminister, für das er persönliche Gründe anführte, wechselte der studierte Politologe, Historiker und Philosoph 2001 als Mitherausgeber zur Hamburger Wochenzeitung "Die Zeit", bei der er vorübergehend auch als Chefredakteur tätig war.

Beck und Heil begrüßten die Bereitschaft Naumanns, als Spitzenkandidat anzutreten. Mit Naumann als Erstem Bürgermeister könne Hamburg "seine Chancen entschlossen nutzen: als Stadt mit modernen Arbeitsplätzen, als Medien- und Kulturstandort, als Stadt mit hoher Lebensqualität und als weltoffene Metropole", erklärten sie in Berlin. Als "erfolgreicher Staatsminister im Kanzleramt" verfüge der 65-Jährige über Regierungserfahrung. Zudem habe Naumann die "Zeit" journalistisch und wirtschaftlich zu neuen Erfolgen geführt.

Scholz: Beust muss sich "warm anziehen"

Auch der Parlamentarische Geschäftsführer der SPD-Bundestagsfraktion, Olaf Scholz, bescheinigte der Hamburger SPD, sie habe sich "eindrucksvoll zurückgemeldet". Angesichts der Kandidatur Naumanns müsse sich von Beust "warm anziehen", erklärte Scholz, der von April 2000 bis Juni 2004 Vorsitzender der Hamburger SPD war. Die kommissarische Vize-Vorsitzende der Hamburger SPD, Dorothee Stapelfeldt, zeigte sich ebenfalls überzeugt, die SPD in der Hansestadt trete bei der Wahl mit einem "starken Team" an.

Stapelfeldt hatte sich mit Hamburgs SPD-Chef Mathias Petersen einen wochenlangen Kampf um die Spitzenkandidatur geliefert. Die Krise der Landes-SPD hatte sich durch die gescheiterte Urwahl zur Kandidatenkür am 25. Februar nochmals verschärft: Nach dem Verschwinden von etwa tausend Briefwahlstimmen war der Landesvorstand geschlossen zurückgetreten; er führt die Geschäfte nun nur noch kommissarisch bis zu dem geplanten Landesparteitag. (tso/dpa)

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