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Ehrenmord

© dpa

Hamburg: Senat will Schutz von potenziellen Ehrenmord-Opfern verbessern

Nach dem "Ehrenmord" an der Deutsch-Afghanin Morsal O. will der Hamburger Senat den Schutz von ausländischen Mädchen vor Gewalt verbessern. In Fällen von vermuteter Gewalt soll in Zukunft vom "Worst-Case-Szenario" ausgegangen werden.

"Wir werden die Präventionssysteme verstärken", sagte Schulsenatorin Christa Goetsch (GAL). Dafür würden auch rechtliche Regelungen geändert. Aktuell sei es möglich, ein Kind telefonisch von der Schule abzumelden, um es ins Ausland zu schicken. Auch Morsals Vater hatte seine Tochter auf diese Weise beim Klassenlehrer für einen Afghanistan-Aufenthalt abgemeldet.

Künftig sollten Abmeldungen nur noch schriftlich erfolgen dürfen und einer Überprüfung unterzogen werden. Gibt es dann Anzeichen für eine Zwangsheirat oder ähnliches, könnte eine Ausreise des betroffenen Mädchens verhindert werden. Auch eine Trennung des Kindes von seinen Eltern wäre dann eine Möglichkeit.

Kritik an mangelndem Schutz des Opfers

In Fällen von Gewalt wird künftig vom "Worst-Case-Szenario" ausgegangen, ergänzte Sozialsenator Dietrich Wersich (CDU). Gleichzeitig soll die Kommunikation zwischen den zuständigen Stellen verbessert werden. Es ist geplant, Lehrer zu schulen, um Verhaltensmerkmale an Schülern feststellen zu können, sagte Goetsch.

Beide Senatoren bekräftigten, dass vor dem Mord an der 16-Jährigen keine juristischen Voraussetzungen vorgelegen hätten, das Mädchen gegen seinen Willen von der Familie fernzuhalten. Das soll in Zukunft nicht mehr vorkommen.

Morsal O. war vor knapp zwei Wochen von ihrem 23-jährigen Bruder erstochen worden, weil sie sich von der Familie abgewandt hatte. Zuvor war sie einige Tage in einer Einrichtung des Jugendnotdienstes untergebracht. Da man dort offenbar um die Situation in der Familie wusste, war Kritik am mangelnden Schutz des späteren Opfers aufgekommen. Diese Diskussion führte nun zu dem verbesserten Opferschutz. (sba/ddp)

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