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Politik: Hamburger Landesvertretung: Ein eigenes Zimmer für den Ehrenbürger Helmut Schmidt

In dem herrschaftlichen Haus in der Jägerstraße hängt dicker weißer Staub in der Luft. Es riecht nach frischer Farbe.

In dem herrschaftlichen Haus in der Jägerstraße hängt dicker weißer Staub in der Luft. Es riecht nach frischer Farbe. Noch arbeitet hier ein Dutzend Bauarbeiter, doch am Hintereingang hat die Zukunft schon begonnen: Aus einem Speditionswagen mit Bonner Kennzeichen tragen Möbelpacker schwere Kisten durch die frisch lackierten Flügeltüren. Mitten im Chaos steht Klaus Harmeit, ganz ruhig, ganz gelassen. Für ihn läuft hier alles nach Plan. Harmeit ist Verwaltungschef der Hamburger Landesvertretung, die in diesen Tagen von Bonn nach Berlin zieht. Mitte September soll alles fertig sein, die Eröffnung ist für den 12. Oktober geplant.

Das Gebäude ist feudal. Bereits dem Eingangsbereich sieht man an, was hier in Zukunft passieren wird. Mehrere ineinanderübergehende Räume laden dazu ein, mit vielen Gästen gefüllt zu werden. "In den Sitzungswochen des Bundestages haben wir hier fast jeden Abend volles Haus", sagt Burkhad Muschner, Pressesprecher der Landesvertretung. Hier treffen sich Abgeordnete, Lobbyisten und Journalisten, trinken Cocktails, kungeln oder hören sich Vortäge an. Jeden ersten Mittwoch im Monat gibt es einen so genanten Jour fixe, ein Treffen, an dem Vertreter aus Politik, Wirtschaft un der Presse teilnehmen. Einmal im Jahr wird das Hamburger Dinner ausgerichtet. Mit Hummer und Holsteinischem Schnaps bittet die Vertretung zum Jahresende zum "Presseklönschnack", einem Überbleibsel aus der Bonner Zeit. Dass hier so viel gefeiert wird, passt eigentlich gar nicht zu dem Vorurteil, das die Hamburger eher steif übern spitzen Stein stolpern lässt und sogar der hauseigene Koch meidet die typische Hamburger Küche. "Labskaus gibt es bei mir nur einmal im Jahr". Beim Bier wird noch eine gewisse Heimatverbundenheit gepflegt. In der hauseigenen Kellerkneipe gibt es nur Holsten Pils.

In den Büros haben die letzten Maler ihre Plastikplanen eingerollt. Hier beziehen einige schon ihre neuen Zimmer. Das Herzstück des Hauses ist das Kaminzimmer, in dem künftig Salon- und Zigarrenabende im kleinen Kreis stattfinden werden. Sogar ein Gästetrakt mit Zimmern für die Senatoren und Abgeordneten ist in Arbeit. Helmut Schmidt, Ehrenbürger der Stadt Hamburg, bekomt sein eigenes Zimmer. Er bringt einen eigenen Ledersessel mit, sagt Muschner.

Die Hamburger Landesvertretung hat sich Zeit gelassen, mit der Auswahl des Gebäudes und mit dem Umbau. Es soll schließlich nicht nur den Gästen, sondern auch den Mitarbeitern gefallen. Nur 10 Prozent der Angestellten kommen auch tatsächlich aus Hamburg. Der Rest, so Muschner, ist in Bonn dazu gestoßen. Aber auch diese echten Rheinländer haben sich größtenteils auf den Umzug gefreut. Vermissen werden sie den 10 000 Quadratmeter großen Park der Bonner Vertretung. Die Dachterrasse scheint da zunächst nur ein schwacher Trost zu sein. Aber jeder, der einmal oben war und den Blick auf Reichstag, Siegessäule und Potsdamer Platz genossen hat, wird für immer mit den Strapazen des Umzugs versöhnt sein.

Johanna Hiller

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