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Hans-Ulrich Klose

© dpa

Hans-Ulrich Klose: "Wir brauchen mehr Soldaten am Boden"

Der SPD-Außenpolitiker Hans-Ulrich Klose spricht mit dem Tagesspiegel über den Afghanistaneinsatz, die Gefahr einer Irakisierung und die Vorbehalte seiner Partei gegen mehr Soldaten am Hindukusch.

Herr Klose, die SPD rückt von der Verlängerung des Antiterrormandats „Operation Enduring Freedom“ (OEF) ab, sofern es Afghanistan betrifft. Was würde eine Ablehnung der Fraktion bedeuten?

Die Fraktion bildet sich gerade ihre Meinung. Die Diskussion ist schwierig, weil auch in der Bevölkerung die Zweifel wachsen. Ich bin sicher: Wir werden zu einem Ergebnis kommen, das keine internationalen Komplikationen provoziert.

Anders als viele Sozialdemokraten wollen Sie die KSK-Elitesoldaten weiter in Afghanistan einsetzen. Warum?

Ich habe angeregt, zu prüfen, ob wir die KSK-Kräfte nicht in das Mandat für die Internationale Stabilisierungstruppe (Isaf) einbeziehen können. Die Bedrohungslage in Afghanistan verschärft sich. Taliban-Kämpfer sickern über den Westen auch in den Norden des Landes ein. Wir befürchten, dass es eine Irakisierung des Landes geben könnte. Da wäre eine zusätzliche Schutzkomponente durch KSK-Soldaten sehr hilfreich. Schon das jetzige Isaf-Mandat erlaubt ja Nothilfe von Soldaten jenseits der Gebiete, in denen sie ihre Hauptaufgabe erfüllen. Solche Nothilfe konnten wir bisher nur eingeschränkt leisten, weil wir die Fähigkeit dazu nicht hatten. Mit der KSK unter dem Dach der Isaf könnten wir dem Auftrag, Sicherheit zu schaffen, besser nachkommen.

Bislang wehrt sich die Bundesregierung gegen einen dauerhaften Einsatz der Bundeswehr im Süden. Fürchten Sie nicht um das Leben deutscher Soldaten?

Das Bündnis operiert auf der Basis der Solidarität: Alle tragen das gleiche Risiko. Es kann nicht richtig sein, dass einige in vermeintlich ruhigen Gegenden operieren und anderen die gefährlicheren Aufgaben in weniger ruhigen Gegenden überlassen. Ein Bündnis funktioniert nur, wenn man sich gegenseitig hilft.

Wie unterscheidet sich Ihr Vorschlag von dem des Außenministers, der mit der Bundeswehr auch die Ausbildung der afghanischen Armee stärken will?

In diesem Punkt unterscheiden wir uns gar nicht. Je mehr wir ausbilden, umso schneller können afghanische Kräfte in einigen Jahren unsere Aufgaben übernehmen, und wir können abziehen.

Woher rührt die Skepsis in Ihrer Partei gegenüber dem Engagement in Afghanistan?

Es ist besorgniserregend, dass die Zahl der getöteten Zivilisten so stark ansteigt. Die Taliban missbrauchen Zivilisten als Schutzschilde. Die US-Kampfführung ist nicht zimperlich, wenn sie einmal loslegt. Der Grund dafür ist, dass am Boden nicht genügend Soldaten vorhanden sind.

Heißt das: mehr deutsche Soldaten nach Afghanistan?

Wir brauchen mehr Soldaten, aber nicht notwendigerweise deutsche. Mit mehr Soldaten am Boden könnten wir die Zahl der zivilen Opfer verringern.

Die Fragen stellten Stephan Haselberger und Hans Monath.

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