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Karl Marx: „Der Hauptzug im Nationalcharakter der Italiener ist vollkommene Unverschämtheit."

© Jan Woitas/dpa-Zentralbild/dpa

Harald Martenstein: "Ausländerfeind Karl Marx"

Warum Heine ein Hassprediger war und Tucholsky ein Pegida-Propagandist. Unser Kolumnist hat sich einige Gedanken über Broder und die Polemik gemacht. Eine Glosse.

Hier ein paar Beispiele für rechtspopulistische jüdische Literaten, die in Deutschland nichts verloren haben, die wir nie wieder lesen wollen, deren Twitter-Accounts, falls sie noch lebten, im Namen des großdeutschen Humanismus dringend blockiert werden müssten und nach denen, dies vor allem, in unserer Republik keine Straßen mehr benannt werden dürfen.

Der Hassprediger Heinrich Heine. Zitat: „Es gibt zwei Sorten von Ratten, die hungrigen und die satten. Die Satten bleiben vergnügt zu Haus, die Hungrigen aber wandern aus.“

Der Pegida-Propagandist Kurt Tucholsky: „Der geschickte Journalist hat eine Waffe: das Totschweigen. Von dieser Waffe macht er oft genug Gebrauch.“

Der Populist Marcel Reich-Ranicki: „Redenschreiber betreiben geistige Prostitution für die korrupte Klasse der Politiker.“

Der Ausländerfeind und Antieuropäer Karl Marx: „Der Hauptzug im Nationalcharakter der Italiener ist vollkommene Unverschämtheit. Die Franzosen brauchen Prügel.“

Man nennt das Polemik

Man nennt diesen literarischen Stil „polemisch“. Polemik ist immer scharf, stets ungerecht, oft sarkastisch und für den Adressaten garantiert verletzend. Es gibt brillante und plumpe Polemiken. Dem nicht selten brillanten Polemiker Henryk M. Broder, der für diese Zeitung geschrieben und fast ebenso oft gegen sie polemisiert hat, wurde von einer Jury ein Preis zuerkannt, in der Stadt Ottendorf. Broder gehört zu den Unterzeichnern der „Erklärung 2018“, die sich gegen „illegale Einwanderung“ wendet. Die dortige SPD und die Grünen haben dafür gesorgt, dass das städtische Preisgeld gestrichen wurde. In der Begründung hieß es, der „Brandstifter“ Broder „spalte die Gesellschaft“. Der Autor, nach eigener Auskunft langjähriger SPD-Wähler, verzichtete auf den Preis.

Wenn Spalter keine Preise mehr bekämen, gäbe es überhaupt keine Preise für politische Autoren mehr, an jedem interessanten Text scheiden sich die Geister. Aber es geht natürlich um diese spezielle Art von Spaltung. Dazu zwei aktuelle Umfragen, zu lesen bei „statista“: 55 Prozent der Bevölkerung sind über die derzeitige Einwanderung „besorgt“, 47 Prozent halten sie für „das größte politische Problem“. Das Genie Broder hat es offenbar geschafft, im Alleingang einen Flächenbrand zu entfachen. Preise in Ottendorf werden diese 47 Prozent jetzt nicht mehr kriegen. Nun, das Steuerzahlen wird man ihnen vielleicht noch erlauben.

Wenn die Spalter von den Diffamierungen die Nase voll haben und auswandern, kriegt die SPD allerdings ein Problem auf der Einnahmeseite. Dazu noch ein Schmutzzitat des weltberühmten Brandstifters Arthur Schopenhauer: „Jeder dumme Junge kann einen Käfer zertreten. Aber alle Professoren der Welt können keinen herstellen.“

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