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Blick ins Schlafzimmer: Die Berliner SPD will feministische Pornos unterstützen.

© imago/Westend61

Harald Martenstein: Die SPD setzt auf Pornos

Die Berliner SPD setzt bei ihrem politischen Neuanfang auf feministische Pornos. Dabei könnte sie auch auf pädagogische Weise Berliner Themen integrieren. Eine Glosse.

Seit Monaten denkt die SPD darüber nach, wie ein politischer Neuanfang aussehen könnte. Der Partei fehlt ein zündendes Thema, das einstige Stammwähler begeistert und ihr nicht gleich wieder von Angela Merkel weggenommen wird. Die Berliner SPD fordert nun, dass der Staat in Zukunft aus Steuermitteln feministische Pornofilme finanziert. Diese sollen dann in den Mediatheken der öffentlich-rechtlichen Sender kostenlos verfügbar sein.

Feministische Sexfilme zeichnen sich unter anderem dadurch aus, dass es „realitätsnah“ zugeht. Zum Beispiel könnte sich während des Beisammenseins die Schlafzimmertür öffnen, ein Kind steht in der Tür und sagt: „Mama, Papa, ich will nicht mehr Bob der Baumeister kucken.“ Während die Eltern hastig unter die Decke schlüpfen, beginnt das Handy zu klingeln und die Nummer des Büros leuchtet auf, außerdem schreit in der Küche die Katze nach Futter. Viele Menschen in Deutschland hätten dann, so hofft die Berliner SPD, wieder das Gefühl: „Die SPD interessiert sich für meine Alltagsprobleme.“ Ein realitätsnaher feministischer Film könnte auch damit beginnen, dass der Mann beim Entkleiden über seine Hose stolpert und sich eine Platzwunde zuzieht. Denkbar ist auch eine Storyline, in der einer der Partner auf die neben dem Sofa abgelegte Brille tritt, Auftakt zu einem fantasievollen Doktorspiel. In feministischen Pornos darf ruhig einmal etwas schiefgehen.

Vor der SPD experimentierte die Deutsche-Sex-Partei mit diesem Politkonzept

Weil der Vorschlag aus der Berliner SPD stammt, können sie auch auf pädagogische Weise Berliner Themen und Locations integrieren. Ein Paar – warum nicht zwei Geflüchtete? – liebt sich in der malerischen Ruine eines Berliner Gymnasiums, andere Drehorte wären im Stau steckende Autos, defekte S-Bahn-Wagen oder ein aus Personalmangel leerstehendes Behördenzimmer. Die Wohnungsbesichtigung einer für 900 Euro angebotenen Ein-Zimmer-Wohnung entwickelt sich zu einer fröhlichen Massenorgie mit 200 Wohnungssuchenden, genau 100 Bewerbern und 98 Bewerberinnen sowie zwei Maklerinnen. Frauen sollen in diesen Filmen stark und selbstbestimmt auftreten. Weil in feministischen Sexfilmen niemand herabgesetzt wird, darf in dem Film kein böses Wort über die Wohnungspolitik fallen.

Interessanterweise hat vor der SPD auch schon die sich ähnlich abkürzende DSP mit diesem Politkonzept experimentiert, die Deutsche-Sex-Partei. Auf deren Programm stand ebenfalls die Förderung pornografischer Filmkunst. Als größter DSP-Wahlerfolg gelten die 1367 Stimmen, die 1973 bei der Wahl zum Reutlinger Kreistag erzielt wurden. Gespannt bin ich darauf, ob im Erfolgsfall die AfD mit der Forderung nach nationalbewussten Pornos nachzieht, in denen blonde Darsteller jeden Orgasmus mit dem Absingen des Deutschlandlieds feiern.

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