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Politik: Harte Konflikte statt heiler Welt Ökonomen: Politik soll Paare anders behandeln

Berlin - Das politische System in Deutschland geht noch immer von der falschen Annahme aus, dass Partner in einer Paarbeziehung stets gemeinsame Interessen verfolgen. Zu diesem Schluss kommen zumindest zwei Hamburger Wirtschaftswissenschaftlerinnen, die im Auftrag der Friedrich-Ebert-Stiftung Entscheidungsprozesse untersucht haben.

Von Hans Monath

Berlin - Das politische System in Deutschland geht noch immer von der falschen Annahme aus, dass Partner in einer Paarbeziehung stets gemeinsame Interessen verfolgen. Zu diesem Schluss kommen zumindest zwei Hamburger Wirtschaftswissenschaftlerinnen, die im Auftrag der Friedrich-Ebert-Stiftung Entscheidungsprozesse untersucht haben. In ihrer am Montag vorgestellten Studie „Das Paar – eine Interesseneinheit?“ weisen Miriam Beblo und Christina Boll nach, dass die Partner oft harte Konflikte austragen um das Kinderkriegen, die Verwendung des Einkommens und die Arbeitsteilung in Berufswelt und Haushalt. Empirische Befunde zeigten, dass eine Entscheidung „neben den Vorlieben und dem finanziellen Budget auch von der Macht der einzelnen Partner abhängt, ihre jeweiligen Interessen durchzusetzen“, schreiben die Autorinnen.

Ehe- und familienpolitische Leistungen sollten deshalb nicht länger nach der falschen Vorstellung des Paares als ständige Interesseneinheit ausgerichtet werden, fordern die Ökonominnen. „Die Politik sollte sich am Individuum orientieren, nicht am Familienstand“, sagte Christina Boll und verwies auf das Vorbild Skandinavien. Paare mit Kindern sollten unabhängig vom Familienstand gefördert werden. Der Staat solle die Übernahme von Verantwortung für Kinder unterstützen.

Wo nach landläufiger Meinung edle Gefühle den Ausschlag geben, bestimmen nach den Erkenntnissen der Expertinnen harte ökonomische Faktoren wie Bildung, Einkommen oder eigene Ansprüche auf Transferzahlungen über die Durchsetzungskraft eines Partners. „Es kann sein, dass ein Kind geboren wird, weil sie das höhere Einkommen hat und damit die bessere Verhandlungsposition“, meinte Miriam Beblo. Kritisch sehen die Autorinnen Leistungen wie das Betreuungsgeld, die Anreize geben, keiner Erwerbsarbeit nachzugehen. Dies erhöhe die Abhängigkeit vom Partner und schwäche die eigene Verhandlungsposition, warnten sie. Hans Monath

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