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C. Müller

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Hausfrauenethos: Linke wieder sauer auf Christa Müller

Christa Müller, familienpolitische Sprecherin der Linkspartei im Saarland und Ehefrau von Oskar Lafontaine, hat ihre Parteifreunde erneut gegen sich aufgebracht. Für das evangelische Magazin "Chrismon" stritt sie mit Silvana Koch-Mehrin.

Von Matthias Meisner

Berlin - Die FDP-Europaabgeordnete warb für mehr Kitas und Krippen, damit Eltern, die beide arbeiten wollten, ihre Kinder gut unterbringen könnten. Müller dagegen schwärmte vom „Hausfrauenethos“ früherer Zeiten, mit dem auch gesellschaftliche Anerkennung verbunden gewesen sei: „Das bedeutete: Die Wohnung muss sauber sein, die Frau sieht gepflegt aus. (…) Es war für viele Frauen eine Errungenschaft, nicht berufstätig sein zu müssen.“

Fraktionschef Gregor Gysi sagte, Müller habe „ein anderes Familienbild als meine Partei“. Er warf ihr vor: „Sie hat ihre eigene Situation unzulässig verallgemeinert.“ Man dürfe aber nicht den Fehler machen, Müllers Meinung als die von Partei- und Fraktionschef Lafontaine zu übersetzen. Gysi lobte, dass Familienministerin Ursula von der Leyen (CDU) die Vätermonate bei der Zahlung des Erziehungsgeldes durchgesetzt habe. So lasse sich „Gesellschaft verändern“, sagte er dazu. Gysis Vize Bodo Ramelow hält Müllers Positionen für „wundersam“: „Ich finde meine Frau wunderschön und bin froh, dass sie arbeiten geht.“ Müller wirbt für ein Erziehungsgehalt: „Diktatorisch ist es, wenn ich eine bestimmte Arbeit, die die Gesellschaft braucht, wie die Erziehungsarbeit, nur dann bezahle, wenn sie in Betreuungseinrichtungen geleistet wird, aber nicht, wenn Eltern sie leisten.“

Die Parteispitze hatte gehofft, der Streit sei überstanden. Die Saar-Linken aber lassen nicht locker. Auf dem Landesparteitag Anfang September hatte Müller nicht mehr für den Vorstand kandidiert, dieser berief sie aber – auf Vorschlag Lafontaines – erneut zur familienpolitischen Sprecherin. Später organisierten die Saar-Linken eine Konferenz, auf der Experten für Müllers Haltung warben. Der Psychologe Wolfgang Bergmann aus Hannover etwa sagte, wenn Kinder der Mutter zu früh entrissen würden, führe das zu Erkrankungen wie Hyperaktivität und Essstörungen. Matthias Meisner

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