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Heilige Stätten: Steuern und das letzte Abendmahl

Die katholische Kirche und Israel haben Verhandlungen über heilige Stätten und deren Nutzung erfolglos abgebrochen.

Optimisten hatten auf einen historischen Durchbruch gehofft. Doch selbst die Pessimisten sind enttäuscht: Die Verhandlungen zwischen Israel und dem Vatikan über heilige Stätten sind abgebrochen worden und werden bestenfalls am 27. Mai wieder aufgenommen. Im Vatikan überlegt man sich nach den seit fünfzehn Jahren anhaltenden Gesprächen angeblich gar den Abbruch der diplomatischen Beziehungen zum jüdischen Staat. Israels Vize-Außenminister Dany Ayalon „zieht es vor, nicht von einer Krise zu reden“, aber die Delegationen Israels und des Vatikans seien bei den Verhandlungen in eine Sackgasse geraten.

In keinem einzigen der Streitpunkte konnte eine Annäherung, geschweige denn eine Einigung erzielt werden. Nach Auskunft von Kirchenkreisen in Israel geht es in den Gesprächen derzeit vor allem um Streitfragen zu kirchlichem Eigentum. Während es für zentrale, ökumenisch verwaltete heilige Stätten wie die Grabeskirche klare Garantien für die Eigentümer gebe, sei der Status anderer Heiligtümer noch unklar, heißt es.

Hauptstreitpunkt ist der Raum, in dem Jesus mit seinen zwölf Jüngern das letzte Abendmahl vor seiner Festnahme eingenommen haben soll. Es dürfte sich um das sogenannte Sedermahl zu Beginn des jüdischen Pessachfestes gehandelt haben. Die katholische Kirche fordert die alleinige Verfügungsgewalt über das Gebäude mit dem Abendmahlraum auf dem Zionsberg in Jerusalem. Sie will insbesondere die Benutzungs- und Gebetsordnung allein festlegen. Ayalon erklärte nun im Vatikan, dass dies für Israel nicht infrage komme, vor allem weil unter dem Abendmahlraum gemäß jüdischer Überlieferung das Grabmal des biblischen Königs David liege.

Seiner Erklärung gingen Interventionen des ultrareligiösen Innenministers Eli Yishai, von Rabbinern und Organisationen des jüdischen Altstadtviertels voraus, die sich allesamt gegen eine Überschreibung des Gebäudes an die katholische Kirche aussprachen.

Jahrhundertelang hatten die Franziskaner den Abendmahlraum gehütet, bis sie von den Ottomanen vertrieben wurden. Auch die diesen nachfolgende britische Mandatsmacht weigerte sich, der Kirche die Schlüssel zum Raum auszuhändigen. Erst seit der Gründung des jüdischen Staates Israel 1948 dürfen Christen den Raum wieder betreten.

Uneinig ist man sich aber auch in Bezug auf die von der katholischen Kirche geforderte umfassende Steuerbefreiung für ihren umfangreichen Besitz im Heiligen Land. Es geht einerseits um die städtischen Steuern, die wichtigste Einnahmequelle der Kommunen, die für Gebäude erhoben wird. Anderseits aber auch um die Einkommens- und Gewerbesteuern für die kommerziellen Unternehmen der Kirche. Außerdem will der Vatikan von Israel eine verbindliche Zusicherung, dass kein Landbesitz der Kirche beschlagnahmt und enteignet werden kann, wie dies in Israel bei jedem Grundstück zugunsten der Öffentlichkeit möglich ist. Der Heilige Stuhl und Israel unterhalten seit 1993 diplomatische Beziehungen.

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