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Politik: Heinz Schleußer verstorben: Ein großer Schweiger und guter Rechner

Oskar Lafontaine versuchte es immer wieder. Die Konjunktur lahme, analysierte der SPD-Chef, und in dieser Situation müsse der Staat eingreifen, auch um die Preis höherer Schulden.

Oskar Lafontaine versuchte es immer wieder. Die Konjunktur lahme, analysierte der SPD-Chef, und in dieser Situation müsse der Staat eingreifen, auch um die Preis höherer Schulden. Als Lafontaine spürte, dass seine Argumente wenig fruchteten, weil sein Gegenüber einfach nur stumm blieb, griff er zu einem letzten Argument. Auch Gerhard Schröder, warf Lafontaine ein, stimme in diesem Punkt zu und das müsse ihn doch eigentlich überzeugen. Doch Heinz Schleußer lehnte sich nur zurück, zog die Mundwinkel ein wenig nach oben und nahm einen weiteren Zug aus seiner Pfeife. "Der Mann kann beängstigend schweigen", hatte Johannes Rau schon früher öffentlich über seinen Finanzminister gesagt.

Lafontaine wusste spätestens jetzt, was der ehemalige Düsseldorfer Regierungschef damit meinte. Diese Szene spielte irgendwann im Jahre 1997, Lafontaine war damals finanzpolitischer Sprecher der SPD und aus der Opposition heraus glaubte er "deficit spending" anregen zu müssen und begrub seinen Vorschlag, nachdem er bei Schleußer auf Grund gelaufen war.

Rechnen hatte Schleusser schon früh gelernt. Er begann seine Karriere als Maschinenschlosser in Oberhausen, genau dort, wo er 40 Jahre später als Politiker dafür sorgen sollte, dass die "Neue Mitte", ein gewaltiges Einkaufszentrum, gebaut werden würde. Schon als Lehrling zahlte er seinen Mitgliedsbeitrag für die IG-Metall, später organisierte er unzählige Tarifauseinandersetzungen als deren Bevollmächtigter in seiner Heimatstadt.

Der damalige Ministerpräsident Johannes Rau holte ihn deshalb 1988 in sein Kabinett, er wurde die zentrale Figur, obwohl er nie das Rampenlicht suchte. Obwohl die beiden eine tiefe Freundschaft verband, drängte Schleusser den heutigen Bundespräsidenten zum freiwilligen Amtsverzicht im Jahre 1998. Im Jahr zuvor war der begeisterte Segler schwer erkrankt. Das Amt und das Gefühl, gebraucht zu werden, gaben ihm die Kraft, weiter zu leben. Erst die Debatte um seine Flüge mit der West LB, von denen einige privaten Charakter hatten, zermürbte ihn. Zu Jahresbeginn trat er zurück, nachdem er eingesehen hatte, dass er auch private Dinge nicht hätte verschweigen dürfen. Heinz Schleußer ist in der Nacht zu Donnerstag im Alter von 64 Jahren verstorben.

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