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Politik: Helfer am Monitor

Deutsche Forscher liefern Japan wissenschaftliche Unterstützung: Satellitenbilder, Bebendaten, Know-how

Berlin - Sie sind Katastrophenhelfer – nur anders als jene, die in zwischen Schutt nach Überlebenden suchen und im Atommeiler gegen die Kernschmelze ankämpfen. Deutsche Forscher versuchen, Japan aus der Ferne mit ihrem Fachwissen zu helfen. Aus Oberpfaffenhofen kommen Satellitenbilder, aus München Know-how über die Strahlenwirkung auf Menschen und aus Potsdam Auswertungen zu den Erdbeben.

Stefan Voigt hatte am vergangenen Freitagmorgen Dienst, als die Katastrophenmeldung aus Japan kam. Um viertel vor sieben ging im „Zentrum für satellitengestützte Kriseninformation“ im bayerischen Oberpfaffenhofen die erste Nachricht vom gewaltigen Erdbeben an der Nordostküste Japans ein. „Da war sofort klar, dass das riesige Ausmaße hat“, sagt der Geograf Voigt. Er und seine Kollegen begannen sofort, ihre Satelliten auf die Region auszurichten, um schnellstmöglich Bilder vom Katastrophengebiet zu bekommen. Das Zentrum kommt immer dann zum Einsatz, wenn irgendwo auf der Welt Dämme brechen, Flüsse über die Ufer treten, Hurrikans und Tsunamis wüten oder die Erde bebt. Satellitenbilder sollen helfen, einen Überblick über das Krisengebiet zu bekommen und die Bergung von Opfern zu organisieren.

Wenige Stunden nach dem japanischen Beben hatten die Wissenschaftler aus Oberpfaffenhofen den ersten Kontakt mit japanischen Stellen. Die Experten legten Nachtschichten ein, um riesige Datenmengen auszuwerten und Karten zu erstellen. Anfangs lieferten sie vor allem hochauflösende Satellitenbilder von den Erdbeben- und Tsunamigebieten, um den Einsatzkräften die Suche nach Opfern zu erleichtern. Inzwischen machen sie detailliertere Analysen: Wie groß sind die Überschwemmungsgebiete? Wie viele Menschen sind betroffen? Wie stark hat sich die Insel durch das Beben verschoben? Regelmäßig sind die Fachleute in Bayern in Kontakt mit ihren japanischen Kollegen. „Die sind selbst top ausgestattet“, sagt Voigt, „aber die kommen mit der Arbeit einfach nicht nach.“ Die Japaner bitten deshalb die Deutschen um spezielle Analysen und Auswertungen. Auch anderswo mühen sich Wissenschaftler um Hilfe für den asiatischen Inselstaat. Das Geoforschungszentrum in Potsdam untersucht den Ablauf der Erdbebenkatastrophe. Geophysiker, Geologen und Erdbebenforscher machen dazu Animationen und Computersimulationen, die sie ihren japanischen Kollegen zur Verfügung stellen.

Bundesforschungsministerin Annette Schavan (CDU) hat fünf Millionen Euro für wissenschaftliche Soforthilfen bereitgestellt. Nach Informationen der „Stuttgarter Nachrichten“ fragte Japan ferngesteuerte Roboter an, um sie in die Atomanlage hineinlenken zu können. „In Deutschland stehen solche Roboter in den kerntechnischen Anlagen zur Verfügung“ zitiert die Zeitung den Präsidenten des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK), Christoph Unger.

Auch wollen viele Deutsche die Menschen im japanischen Katastrophengebiet unterstützen. Beim Deutschen Roten Kreuz sind nach einer Woche so viele Spenden eingegangen wie zum gleichen Zeitpunkt nach dem Erdbeben in Haiti im Januar 2010. „Die Menschen wollen Solidarität zeigen“, sagte Sprecherin Svenja Koch. Noch ist aber unklar, ob Japan überhaupt Hilfe anfordern wird. Die Katastrophenhilfe der Diakonie bittet deshalb schon nicht mehr speziell um Spenden für Japan. Besser sei es für die allgemeine Katastrophenhilfe Geld zu geben, sagte Sprecher Rainer Lang. dapd/dpa

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