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Helmut Kohl: Einfache Botschaften vom Altbundeskanzler

Abgemagert ist er, im Rollstuhl sitzt er mittlerweile: Nach zehn Jahren ist Helmut Kohl in die CDU/CSU-Fraktion zurückgekehrt. Obwohl er sich so lange Zeit gelassen hat, hat er sich doch sehr danach gesehnt.

Von Robert Birnbaum

„Anrührend“, sagt einer, der dabei war, und weil ein anderer gleich danach das gleiche Wort sagt, wird es wohl stimmen. Helmut Kohl ist nach zehn Jahren zurückgekehrt in die CDU/CSU-Fraktion. Abgemagert ist der schwarze Riese in seinem Rollstuhl, in dem ihn Fraktionschef Volker Kauder in den Fraktionssaal schiebt, das linke Auge starr seit dem folgenschweren Treppensturz vor vier Jahren. Aber das rechte blinkt aufmerksam in die Kameras der Journalisten und neugierigen Schülerpraktikanten.

In der Fraktion stehen viele und klatschen, nicht überschwänglich übrigens, eher respektvoll. Ex-Minister Norbert Röttgen ist auch längst nicht der Einzige, der erst mal sitzen bleibt. Viele Abgeordnete erinnern sich noch gut an den Tag vor zehn Jahren, als der Alte im Unfrieden ausschied. Nur sehr wenige waren schon dabei, als er vor 30 Jahren zum ersten Mal zum Kanzler gewählt wurde.

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„Mit großem Elan“, sagt Heinz Riesenhuber, der damals Kohls erster Forschungsminister wurde, sei der Pfälzer seinerzeit ans Werk gegangen. Wie sich der 82-jährige jetzt zu einer kurzen Ansprache aufgerappelt habe – „sehr bewegend“, findet Riesenhuber. Und das nicht nur, weil da einer noch einmal etwas sagen wollte, dem das Sprechen so unüberhörbar schwer fällt. Kohl hat einfache Botschaften mitgebracht. Eine Liebeserklärung ist darunter: „Hier ist meine Heimat, in der CDU/CSU, im Parlament – hier bin ich zu Hause.“

Eine Mahnung hat er auf seinem Manuskript in großen Buchstaben vorgeschrieben: „Wir müssen den Frieden behalten. Friede heißt vor allem Europa.“ Nur gemeinsam sei die Zukunft zu gewinnen: „Wir müssen einander ernst nehmen.“

Zuletzt legt er die bedruckten Blätter beiseite. Er will noch ein Lob sagen und eine Ermutigung. „Unsere Ziele sind gewaltig“, presst Helmut Kohl heraus. „Aber wir können stolz auf unsere Partei und Fraktion sein.“ Freundlicher Applaus begleitet ihn nach draußen. Er hat es ihnen ja selbst eingestanden, wie sehr er sich danach sehnt: „Sie haben mich mit viel Beifall empfangen“, hat Kohl zu Beginn gesagt. „Das hat mir wirklich gut getan.“

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